Auktionshaus

Highlights aus der Weihnachtsauktion: 15. Dezember

18.11.2021 / Antiquitäten und Jugendstil & Design

Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt Altar des "Schwarzaer Meisters"
Saalfelder Schule, 1479
Schätzpreis: 250 000 - 500 000 €

Antiquitäten: 15. Dezember, 14 Uhr

Saalfeld war neben Erfurt das zweite große Zentrum der Bildhauerei und Tafelmalerei in Thüringen in den zwei Jahrzehnten vor und nach 1500. Die ehemals dort ansässigen Werkstätten und deren zahlreich hervorgegangenen Altarwerke subsumieren kunsthistorisch unter dem Begriff der „Saalfelder Schule“. Der hier vorgestellte Flügelaltar ist der älteste erhaltene und datierte Altar der Saalfelder Schule. Er wurde 1479 vom „Schwarzaer Meister“ für die Dorfkirche St. Laurentius zu Schwarza bei Blankenhain geschaffen, wodurch sich der Notname des Künstlers erklärt.

Über die Vita des „Schwarzaer Meisters“ kann nur spekuliert werden. Ausgehend von der Datierung des Altars scheint die Annahme realistisch, dass er um 1450 möglicherweise in Ostfalen geboren wurde und seine künstlerische Ausbildung dort oder in Westfalen erhielt, bevor er um 1475 nach Saalfeld kam, um eine Werkstatt zu gründen, wo der Altar entstand. Auf der Rückseite des Schreinkastens ist eine Inschrift zu lesen: „Sub anno d(om)in(i) 1479 i(n) vigi(lia) visitacionis mari(ae) co(m)pleta e(st) hoc opu(s)“. Die Arbeiten am Altar konnten demzufolge am 1. Juli 1479, also dem genannten Vortag des Festes der Heimsuchung Mariens, abgeschlossen werden.

Dejeuner
Kaiserliche Porzellanmanufaktur, Wien, Sorgenthal-Periode, 1801/1802
Schätzpreis:  25.000 - 50.000 €

Die Abbildungen zeigen italienische Ansichten aus dem Vorlagenwerk "Voyage pittoresque": auf der Anbieteplatte „Le Lac de Perouse", den Trasimenischen See von Perugia; auf der kleineren Kanne „Vue d'une Rampe ou vaste Escalier taillé dans les Laves de l'Etna“, die Treppe am Fuße des Ätna in Sizilien; auf der großen Kanne „Restes d'un antique Monument élevé par le Syracusains“, die Ruine eines Denkmals der Syrakusaner in Sizilien; auf einer Tasse „Le pont et le château Saint-Ange à Rome“, die Engelsbrücke und Engelsburg in Rom; auf der Untertasse „Vue de la ville d'assise“, die Stadt Assisi; auf der anderen Tasse „Il ponte vecchio à Florence“, die Ponte-Vecchio-Brücke in Florenz; auf der Untertasse „Vue de la ville de Florence“, die Stadt Florenz.

Anton Kothgasser
Ranftbecher "Schloss Schönbrunn", Wien, um 1820
H. 12 cm
Schätzpreis: 10.000 - 20.000 €

Paar Girandolen für den Herzog Albert von Sachsen-Teschen, Wien 1802
Silber; gegossen und getrieben
H. 50 cm; 4.108 g

Schätzpreis:  50.000 - 100.000 €

Die Girandolen wurden von Herzog Albert von Sachsen-Teschen (1738-1822) in Auftrag gegeben. Er war der Einzige, der sich zu jener Zeit Girandolen in dieser Größe, Stückzahl und Qualität leisten konnte. In seinem Besitz war auch ein großes Tafelservice von Würth. Überdies erlaubten es ihm seine Mittel, sich beim Kaiser "freizukaufen", d. h. er musste sein Service nicht an die Münze abliefern, wie es selbst der Kaiser mit dem Goldservice von Kaiser Franz I. getan hatte. Das Teschen-Service löste sich erst in den 1930er Jahren auf. Der Großteil davon ist in französischem Privatbesitz und wurde vor einigen Jahren im Palais Liechtenstein in Wien gezeigt.

Josef Hoffmann
Brosche
Wiener Werkstätte, 1922
18kt Gelbgold, durchbrochen gearbeiteter floraler Dekor; 3 Altschliffdiamanten mit Silberfassung; Lederetui der Wiener Werkstätte
2 x 4,2 cm

Schätzpreis:  35.000 - 50.000 €

Jugendstil & Design: 15. Dezember, 18 Uhr

Im Jahr 1915 erwarb Otto Primavesi von dem Gründer der Wiener Werkstätte Fritz Wärndorfer dessen Geschäftsanteile an der Gesellschaft. Zustande gekommen ist diese Transaktion vor allem auf Betreiben Josef Hoffmanns, der sich angesichts des drohenden Konkurses der Wiener Werkstätte intensiv um Investoren bemüht hat. Er war mit der Familie Primavesi gut bekannt, für Otto Primavesi hat er ab 1913 ein riesiges Landhaus errichtet und vollständig mit von ihm entworfenem Mobiliar eingerichtet. Die Familie Primavesi bezog auch zahlreiche weitere von Hoffmann entworfene, in der Wiener Werkstätte ausgeführte Einrichtungsgegenstände, Geschenke für Freunde, Gebrauchsobjekte und Schmuckstücke. Die von uns angebotene Brosche hat Hoffmann im Jahr 1922 entworfen, Otto Primavesi hat sie seiner Frau Mäda anlässlich der Hochzeit ihres ersten Sohnes Otto zum Geschenk gemacht. Es handelt sich um ein überaus seltenes, nur ein einziges Mal ausgeführtes Modell, bei dessen Gestaltung Hoffmann sich an dem Geschmack der Beschenkten orientiert hat.

Adolf Loos 
Hängeampel
Friedrich Otto Schmidt, Wien, um 1902/03
Messing, patiniert; farbloses Glas, facettiert; Glas teilweise erneuert, Elektrifizierung erneuert
H. ca. 109 cm

Schätzpreis:  25.000 - 50.000 €

Dies ist einer der bekanntesten Einrichtungsentwürfe Loos‘.  Die reduzierte, zu allen Seiten hin verglaste Messingkonstruktion erlaubt die freie Sicht auf die elektrische Lichtquelle und wurde von Loos häufig als radikaler Kontrast zu seinen von viel Holz und Stoff getragenen Einrichtungen eingesetzt. Er verwendete derartige Lampen in sich leicht voneinander unterscheidenden Formen in Privatwohnungen wie der Wohnung Friedmann in Wien (1907) als auch in Geschäftsräumen wie den Filialen von Kniže in Wien (1905-13) und Paris (1927).

Michael Powolny 
4 Jahreszeitenputti
Wienerberger AG, Wien, um 1915/16
Keramik aus ockerfarbenem Scherben, farbig staffiert und glasiert; teilweise gemarkt
H. 75 cm

Schätzpreis:  50.000 - 75.000 €

Sowohl handwerklich, als auch künstlerisch steht Michael Powolny mit diesen Skulpturen auf dem Höhepunkt seines Schaffens: Die Modelle sind handwerklich perfekt ausgeführt, die davon abgenommenen Formen fehlerlos. Die manierierte Haltung paraphrasiert – zweifellos von dem Künstler beabsichtigt – barocke Gartenfiguren. Aber die Gesichter wirken, durch die weit aufgerissenen Augen wie erstarrt und erinnern an versteinerte Puppen. So, als habe Powolny nicht beabsichtigt, lebendige Wesen nachzubilden.
Die aus Allegorien der vier Jahreszeiten bestehende Figurengruppe stellt nicht nur eine künstlerisch herausragende Leistung Michael Powolnys dar, sie ist auch ein kunstgeschichtliches Dokument von größter Rarität.

 

Koloman Moser 
Aschenbecher "Cigarrenschale"
Schätzpreis: 15 000 - 25 000 €

Vor der Gründung der Wiener Werkstätte hatte sich Kolo Moser auf die Schaffung von Grafiken und Flächendekoren beschränkt. Ab 1909 entwarf er auch dreidimensionale Kunstwerke, seine künstlerische Herkunft konnte er aber nicht ablegen: Von oben betrachtet mutet unsere Zigarrenschale wie der Dekor eines Stoffes, die Intarsie eines Ziermöbels oder ein Fassadenschmuck an. Der Moser-Aschenbecher erfreute sich großer Beliebtheit. Die Wiener Werkstätte hat 19 dieser Gegenstände verkauft.

Josef Hoffmann
Uhr
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Vor rund 25 Jahren versteigerte das imKinsky bereits ein Pendant zu dieser Uhr, das heute in einem hervorragenden Museum in New York präsentiert wird.Es steht für schlechthin alles, das die frühen Arbeiten der Wiener Werkstätte auszeichnet: Beste handwerkliche Verarbeitung, Einsatz von „unedlen“ Materialien, auf stereometrische Grundformen reduzierte Gestalt und Gestaltung, die wie ein stark verkleinertes architektonisches Konstrukt aussieht. Die vorliegende Uhr ist im Jahr 1909 ausgeführt worden, basiert auf demselben Entwurf Josef Hoffmanns, wirkt aber insgesamt noch ausgereifter, noch proportionierter und ruhiger. Das liegt zum einen an dem schlichteren weiß emaillierten Ziffernblatt, zum anderen an einer Vergrößerung der das Uhrgehäuse tragenden sphärischen Ovale. Diese Uhr ist zweifellos einer der gelungensten Gebrauchsgegenstände, die Josef Hoffmann rund um die Gründung der Wiener Werkstätte entworfen hat.

Seltene Gründerausgabe "Ver Sacrum"
Wien/Leipzig, 1898-03
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Eine absolute Rarität kommt mit diesem Los zur Versteigerung. Die um Klimt versammelten jungen Künstler gründeten Ver Sacrum im Jänner 1898, die einzige deutschsprachige Zeitschrift des Jugendstils. (Alexandra Markl)