Auktionshaus

Highlights aus der Weihnachtsauktion: 16. Dezember

18.11.2021 / Klassische Moderne

Alfons Walde*
Begegnung, um 1922
Schätzpreis: 100 000 - 200 000 €

Klassische Moderne: 16. Dezember, 16 Uhr

Das Gemälde stellt eine für das Bildrepertoire Waldes charakteristische und oft variierte Szene aus dem bäuerlichen Sonntagsleben dar: auf dem verschneiten Platz hat eine schnellen Schrittes vorbei eilende Kirchgeherin in Festtagstracht die Aufmerksamkeit eines Bauern erregt. Mit großer Klarheit in der Komposition und radikaler Beschränkung der Ausdrucksmittel von Farbe und Form betont Walde das Allgemeingültige der wiedergegebenen Szene.

Alfons Walde* 
Bauernmutter, um 1930
Schätzpreis:  70.000 - 140.000 €

Privat war die Zeit um 1930 für Alfons Walde turbulent, er heiratete nach seiner Scheidung Lilly Walter; im gleichen Jahr kam die gemeinsame Tochter, Guta Eva, zur Welt. So ist verständlich, dass sich der Künstler um diese Zeit verstärkt mit dem Thema der Mutterschaft auseinandersetzte. Es ging aber auch um die „Naturbindung“ der bäuerlichen Bevölkerung, die Alfons Walde in unglaublich einfühlsamen Kompositionen wie „Bauernmutter“ einzufangen versteht. Hier bildete er einen neuen Grundtypus aus, jenen der stolzen Mutter, die hier in archaisch-monumentaler Wirkung fast den gesamten Bildraum füllt. Auch stilistisch markieren diese Jahre einen Wendepunkt. Der Farbauftrag wird kleinteiliger und pastoser. Gleichzeitig offenbart sich der Künstler in den gekonnt gesetzten Licht-Schatten Partien – die Hauptfigur ist durch die Ausleuchtung perfekt in Szene gesetzt und hebt sich von dem im Schatten liegenden Gegenhang pathetisch ab – als Meister einer ausgefeilten Lichtregie.

Werner Berg* 
Kirchgeherin, 1961
Schätzpreis: 150 000 - 300 000 €

Wieder einmal beweist das imKinsky seine führende Stellung bei Auktionen von Werner Berg mit einer Vielzahl von Werken.

Werner Berg lebte ein einfaches, karges Leben auf dem Rutarhof in Kärnten, wo er in den 1930-er Jahren hinzog. Dort beobachtete er die ländliche Bevölkerung in ihrem oft harten Alltag.

Seine Themen waren die eines Chronisten der Landbevölkerung; Bauern, Jahrmarktbesucher, Kirchgänger, Eisschützen, Busreisende, Wartende oder Kegler tauchen immer wieder in seinem Werk auf. Berg ging es um formale Reduktion und Einfachheit der Bildgestaltung: Ordnung und Gliederung, Strenge, dabei doch eine ruhige Grundstimmung und Harmonie charakterisieren sein Werk.

Werner Berg*
Spätwinterabend, 1968
Schätzpreis: 90 000 - 180 000 €

Der Spätwinterabend zeigt in dunkler Farbigkeit zwei Bäume links und rechts eines ansteigenden Weges. Oft kam der Künstler spätabends durch seine Felder gehend an dieser Stelle vorbei. Seit er die Kirschbäume im März 1931 erstmals aus dem Wald tretend auf der Höhe unmittelbar vor seinem Rutarhof sah, begleitete ihn deren wiederholte Darstellung fünf Jahrzehnte lang durch alle Lebensstationen.

Bei seinen Winterbildern kommt die Kreidegrundierung, die er jeder Leinwand gibt, die die Farbe ansaugt und matt leuchten lässt, seinen Sujets zugute.  Der Winter ist bei Berg die Jahreszeit, in der die Dinge zu sich selbst finden und unter der Schneedecke ihre Form wie eine erstarrte Geste darbieten. Abgeschiedenheit und Einsamkeit werden größer, Besinnung und Konzentration intensiver.

Werner Berg* 
Schrein der unschuldigen Kinder, 1934
Schätzpreis:  120.000 - 240.000 €

Das Werk Werner Bergs in den ersten Jahren in seiner Wahlheimat Unterkärnten war einerseits geprägt vom Expressionismus eines Edvard Munch oder Emil Nolde, andererseits von der Volks- und Sakralkunst seiner neuen Umgebung. Bereits in den frühen 1930er Jahren nahm diese Vorgehensweise einzelne Ansätze der Künstler der Pop-Art vorweg.

Der Schrein der unschuldigen Kinder befindet sich in der Sachsenkapelle im Dom von Maria Saal. Den Künstler faszinierte wohl der Gegensatz zwischen den drallen, friedlich liegenden Figuren und den blutigen Spuren ihrer grauenhaften Ermordung. Die auf rotem Samt gebetteten Kinder sind in Werner Bergs Ölbild mit der dekorativen Umrahmung des Schreines ganz in der Fläche gehalten, nur die beiden Kerzenleuchter und die Blumen davor erschaffen räumliche Tiefe.

Norbertine Bresslern-Roth*
Schneeleopard, 1939
Schätzpreis: 150.000 - 250.000 €

Ursprünglich stammte die in Graz geborene und als Tiermalerin bekannt gewordene Norbertine Bresslern-Roth aus einfachen Verhältnissen, doch wurde ihr künstlerisches Talent bereits in jungen Jahren entdeckt und gefördert. Ihr besonderer Stil zeichnet sich vor allem durch den Auftrag der Farbe aus: Diese wurde üblicherweise von der Künstlerin mittels Borstenpinsel auf eine weiß grundierte Jute getupft. Im Zusammenspiel mit dem grobmaschigen Trägermaterial entsteht ein flirrender Effekt – ein besonders auffallendes Charakteristikum von Bresslern-Roth. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemälden, verwendete sie bei dem „Schneeleopard“ eine sehr gedeckte Farbpalette. Ausgefüllt wird das Gemälde von dem mächtigen Körper einer Schneeleopardin, vor ihr tollen zwei Junge. Die drei Figuren verschwimmen nahezu miteinander und bilden ein Gewirr aus Körpern. Doch gerade diese Verdichtung der Körper macht das feine Verständnis der Künstlerin für die Anatomie der Tiere augenscheinlich.

Leo Putz 
Im Atelier, 1903
Schätzpreis:  50.000 - 100.000 €

Leo Putz erreichte zu Lebzeiten künstlerisch große Anerkennung. Er gehörte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen von Licht durchfluteten, dem Impressionismus verbundenen Bildern zu den erfolgreichsten Künstlern in München und wurde auch über die Grenzen hinaus sehr geschätzt. Die Hauptthemen seiner Kunst waren dabei die Natur und die weibliche Figur, die er sehr reizvoll bildlich in Szene zu setzen wusste.
Im wunderbaren, frühen Werk „Im Atelier“ aus dem Jahr 1903 versetzt Putz den Betrachter in eine Innenraumszene. Durch die feine Lichtabstufung der Malerei und die gefühlvolle Zusammenstellung der Farbpalette entsteht eine besonders harmonische und reizvolle Atmosphäre der Atelierszene, die natürlich auch einer gewissen Erotik nicht entbehrt.

Carl Moll
Aus dem Wiener Prater, 1929
Schätzpreis:  50.000 - 100.000 €

In den Jahren 1926 bis 1929 verbrachte Carl Moll die Wintermonate häufig im mediterranen Süden an der Côte d´Azur, das südliche Licht bereicherte den akzentuierten Kolorismus seiner dort entstandenen Bilder. Nach Wien zurückgekehrt, belebte diese „Lichtmalerei“ die Palette seiner Praterbilder, zu denen auch das Gemälde "Aus dem Wiener Prater" zählt. Die Erkenntnisse der französischen Impressionisten und Postimpressionisten, welche das Licht unmittelbar in Farbe umsetzten, bestimmte Molls Darstellung der hellen, durch das Laub gefilterten Strahlen der Mittagssonne, indem er Lichter nicht nur auf dem Waldboden und das Laub setzte, sondern auch die Grüntöne dem unterschiedlichen Lichteinfall entsprechend bis ins helle Gelb abwandelte. Die Beleuchtungssituation zeichnet sich auch auf den Baumstämmen ab, die in einer Skala von braunen zu blauen und violetten Farbtönen changieren. (Alexandra Markl)