Auktionshaus

Highlights aus der Weihnachtsauktion: 14. Dezember

11.11.2021 / Alte Meister und Gemälde des 19. Jahrhunderts

Hieronymus Bosch Nachfolger 
Limbus – Abstieg Christi in die Unterwelt, 16. Jahrhundert
Schätzpreis: 150 000 - 300 000 €

Alte Meister: 14. Dezember, 15 Uhr

Hieronymus Boschs phantasievolle, anziehende und gleichzeitig abschreckende Wesen beeinflussten schon ab ihrer Entstehung im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert die Künstlerschaft. Das Gemälde zeigt den Abstieg Christi in die Unterwelt („Höllenfahrt Christi“). Einzelne Elemente verweisen auf den Ideengeber Hieronymus Bosch, z.B. das Mühlrad als Foltermaschine oder Teufel, welche den gequälten Speisen oder Getränke einflößen. Sie werden jedoch nicht nur malerisch, mit lockerem Duktus, sondern auch kompositorisch auf neue Weise inszeniert.

Sebastian Vrancx zugeschrieben 
Winter-Karneval mit Eisläufern vor der Kipdorppoort Bastion in Antwerpen, um 1620
Schätzpreis: 100 000 - 200 000 €

Die vorliegende Komposition wurde traditionell mit Denijs van Alsloot in Verbindung gebracht, in der aktuellen kunsthistorischen Forschung gilt Sebastian Vrancx als Schöpfer der Komposition. Im Jahr 2015 kam eine weitere, um 1618–1620 datierte Version in London zur Versteigerung (vgl. Christie’s London, 8. Dezember 2015, Lot 4, Sebastian Vrancx, Öl auf Holz, 69,8 x 109,5 cm) Das vorliegende, bislang in Privatbesitz befindliche Gemälde steht den bekannten Kompositionen sehr nahe. Es deuten vor allem die abweichende Anordnung der Figuren des Vorder- und Mittelgrundes, sowie die variierenden Details in Gewändern und Physiognomie darauf hin, dass es sich hierbei wohl um eine bisher unbekannte, eigenständige Variation handelt. Des Weiteren ist dieses, aus dem Besitz Adalbert von Sandor von Szlavnicza stammende, Gemälde die größte Fassung im Vergleich zu den oben genannten Werken.

Pieter Brueghel der Jüngere Nachfolger
Der Bauernadvokat, 1. Hälfte 17. Jahrhundert
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Eines der bekanntesten Bildthemen Pieter Brueghels des Jüngeren ist der ‚Bauernadvokat‘. Bei dieser Darstellung handelt es sich jedoch viel eher um eine Persiflage auf den Berufsstand des Advokaten, oder um die Verunglimpfung des ‚Rechtsverdrehers‘. Auf erhobenem Platz thront der Advokat im Doktorhut. Mit ernster Miene ist er in die Lektüre eines Schriftstückes vertieft, der Maler liefert uns in Anbetracht der Umgebung jedoch ein ironisches Sittenbild seiner Zeit.

Raffaello Sanzio, genannt Raphael Nachfolger (Nicolas Poussin ?)
Die heilige Familie mit dem Johannesknaben
Schätzpreis:  150.000 - 300.000 €

Das prunkvoll gerahmte Gemälde basiert auf der Komposition „Madonna del Passeggio“ Raffaels. In der Vergangenheit dem Künstler selbst zugeschrieben, gilt das in der National Gallery of Scotland, Edinburgh, bewahrte Ölgemälde heute als eine Werkstatt-Ausführung, möglicherweise des Schülers Luca Penni (1500-1556), welche jedoch direkt auf einer Zeichnung Raffaels basiert. Das Gemälde aus dem Besitz der Liechtenstein'schen Galerie wurde in den dortigen Inventaren als Wiederholung von der Hand Nicolas Poussins (1594-1665) geführt. Der Maler war ab den 1620er Jahren in Rom ansässig, wo er die Werke der Renaissance-Größen studierte. Nicolas Poussin, der aus Frankreich stammende Meister des klassizistischen Barocks, gilt bis heute als einer der größten Nacheiferer Raffaels, dessen harmonischen Stil er in die Malerei des Barocks tradierte.

Evaristo Baschenis Umkreis 
Stillleben mit Streichinstrumenten
Schätzpreis:  10.000 - 20.000 €

Ferdinand Georg Waldmüller 
Eine Braut, 1826
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Gemälde des 19. Jahrhunderts: 14. Dezember, 16.30 Uhr

Im Entstehungsjahr des Gemäldes, 1826, hatte sich Waldmüller bereits zu einem äußerst gefragten Porträtmaler etabliert. Zu seinen Auftraggebern zählten sowohl Vertreter des Bürgertums wie auch des Hochadels. Waldmüller gab seine Modelle ungeschönt, jedoch immer würdevoll, wieder. Seine virtuose Wiedergabe der Stofflichkeit wird im vorliegenden Porträt besonders deutlich: Mit feinem Pinselduktus werden der glänzende Stoff des Kleides und die zarte, fließende Spitze des Schleiers herausgearbeitet, welche sich kontrastreich vom dunklen Hintergrund abheben

Carl Spitzweg 
Erfahrungen eines älteren Mannes" (vier Rundmedaillons), 1837
Schätzpreis:  80.000 - 140.000

Eine große Rarität sind die vier Medaillons des Zyklus Erfahrungen eines älteren Mannes, die wie folgt bezeichnet werden: „Mondsüchtiger Zeitungsleser“, "Spätaufsteher", "Der Witwer, Mädchen nachblickend", "Besuch des Todes".  Die Rundmedaillons stammen aus dem Nachlass des Künstlers und waren ursprünglich wohl für eine Kassette oder einen Schreibschrank gedacht, und befanden sich in einem gemeinsamen Rahmen, welcher noch vorhanden ist. Erst in jüngster Zeit wurden die Arbeiten einzeln gerahmt.. Die Medaillons zeigen Spitzwegs typische Handschrift und weisen ihn einmal mehr als äußerst kritischen Beobachter seiner Zeit aus. Wie kein anderer verstand er es menschliche Schwächen durch leise Ironie zu entlarven. Mit schmunzelnd-distanziertem Blick spürte er der vielbeschworenen Idylle des deutschen Kleinbürgers nach und schuf Werke, die amüsieren, ohne bloßzustellen.

Carl Schuch
Rote Pfingstrosen, 1886/1893
Schätzpreis:  70.000 - 120.000 €

Dem Stillleben wandte sich Schuch vor allem in seiner späten Schaffensperiode zu. Der grobe Pinselduktus im vorliegenden Blumenstillleben spiegelt diese Entstehungszeit wider.
In einer kugelförmigen Glasvase stehen die roten Pfingstrosen auf braunem Grund vor einer graublauen Draperie - auf ebensolche Komplementärkontraste in den Farbanordnungen zielt Schuch in seinen späten Kompositionen. Die innere Harmonie des Bildgefüges und die Beherrschung der Kontraste sind, viel mehr als die Gegenständlichkeit des Dargestellten, seine Mittel, um die wahrgenommene Wirklichkeit in Farbtöne zu übersetzen.

Robert Russ 
Gardaseelandschaft, um 1910/11
Schätzpreis:  35.000 - 70.000 €

Russ war einer der gefragtesten Wiener Landschaftsmaler seiner Zeit. Ab Mitte der 1870er Jahre war er für viele wichtige Großprojekte Wiens engagiert, schuf unter anderem dekorative Landschaften für das Burgtheater und das Hochparterre des Natur- und des Kunsthistorischen Museums. Für seine Tätigkeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, 1891 schließlich sogar die Große Goldene Staatsmedaille. Russ war viele Jahre stetig auf Reisen, immer wieder zog es ihn nach Südtirol. Vor allem ab den 1890er Jahren war die Gegend um Arco und Riva am Gardasee seine Inspirationsquelle. Aufgrund der besonderen, sentimentalen Lichtstimmung seiner Gemälde nannte man ihn schon zu Lebzeiten einen „Meister der Beleuchtungseffekte“. (Alexandra Markl)