Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

09. März 2022

2041

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Keusche im Winter“
1974
Öl auf Leinwand
40,5 x 100,5 cm
Monogrammiert rechts unten: W.B.
Rückseitig auf Keilrahmen eigenhändige Widmung des Künstlers: Für Wieland Schmied in aller und alter Herzlichkeit Werner Berg, Rutarhof, 29. Juni 1978

Provenienz

im Juni 1978 vom Künstler als Geschenk an Wieland Schmied,
seither österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wieland Schmied u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 981, s/w-Abb. S. 313

Wir danken Herrn Dr. Harald Scheicher für die freundliche Unterstützung.

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 164.250 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Alles, was Werner Berg malt, ist Bekundung seiner Lebenssituation und damit objektivierter Selbstausdruck. Ist dies Expressionismus, so ist es einer der Phase II, wie es Gottfried Benn einmal nannte. Nicht mehr Eruption und Aufschrei, sondern Klarheit und Objektivität bei allem Ausdruck. Ausdruck, aber auf die Dinge der Außenwelt gerichtet, mit größter Achtung vor dem Gegenstand. Der Gegenstand hat bei Werner Berg nichts Beiläufiges: hier soll Bericht gegeben werden von einem Stück Wirklichkeit, dessen Grenzen bestimmt und zu achten sind. So sehr zu achten, dass jede vorschnelle Formulierung Vergewaltigung wäre. Eine Eigenheit seiner Malweise, so scheint mir, kommt seinen Winterbildern besonders zugute: es ist die Kreidegrundierung, die er jeder Leinwand gibt, die die Farbe ansaugt und matt leuchten lässt.
Winter bei Werner Berg! Der Winter ist die Jahreszeit, in der die Dinge zu sich selbst finden und unter der Schneedecke ihre Form wie eine erstarrte Geste darbieten. Alles wird exemplarischer. Abgeschiedenheit und Einsamkeit werden größer, Besinnung und Konzentration intensiver. Schwere Schneelast drückt auf die Dächer, deckt Brunnen, Bänke und Zäune, biegt Äste und Sträucher. Die Natur schweigt und scheint doch Antwort zu fordern. Alle Wege müssen neu gebahnt werden.
Die Welt Werner Bergs ist begrenzt, aber sie lohnt den Umgang mit ihr. Wenn wir den Mut haben, auszuharren auf einem Fleck Erde, so kommt der Tag, an dem wir sicher wissen, nichts zu versäumen.“
(Wieland Schmied, "Winter bei Werner Berg", 1959)