0774
Arnulf Rainer*
(Baden 1929)
„Grüne Schlingen Schlangen“
1969/71
Öl und Ölkreide auf Foto; gerahmt
60 x 50 cm
Bezeichnet links unten: Grüne Schlingen Schlangen
Signiert rechts unten: A. Rainer
Foto signiert und datiert: A. Rainer 69
Provenienz
2008 erworben Galerie Ruberl, Wien;
seither österreichische Privatsammlung
Literatur
A. Rainer, Arbeiten auf Papier 1956-76, Ausstellungskatalog 5. bis 20. November 1976, Künstlerhaus Klagenfurt 1976, Abb. 11.
Schätzpreis: € 25.000 - 40.000
Meistbot: € 38.000
Auktion ist beendet.
„Alle meine Fotoüberarbeitungen sind Selbstdarstellungen, Reproduktionen des mir noch nicht bekannten Ichs. ...der Versuch sich ganz zu verwandeln, zu entfremden in die unendliche Vielzahl des Möglichen…nicht nur ein Mensch schläft in mir, aber es soll alles einer werden…“ Arnulf Rainer 1974, Schriften, S127.
In den sechziger Jahren beschäftigte sich Arnulf Rainer mit der Zeichnung verschiedenster Gesichter und Grimassen. Im Augenblick des Zeichnens spiegelten sich diese Karikierungen auf seinen eigenen Gesichtszügen wider. 1968 entstanden auch aktionsbezogene Gesichtsbemalungen. Sein Körper wurde zum Ausdrucksmittel. Zuerst physisch und in weiterer Folge durch Selbst-Fotografie. Nach ersten Aufnahmen in einer Fotoautomatenkabine am Wiener Westbahnhof arbeitete Rainer mit unterschiedlichen Fotografen. Von der gewollten Intensität des Abbildes seiner Verzerrungen enttäuscht, begann Arnulf Rainer die Fotos seiner mimischen Farcen zeichnerisch zu überarbeiten.
Die vorliegende Arbeit basiert auf einem dieser ersten Automatenfotos und wurde von ihm mit giftig anmutenden gelbgrünen Schlangenlinien überzeichnet. Es ist die spontane, aggressive Gestaltung einer momentanen Emotion hervorgerufen durch die fotografische Vorlage, sein Selbstbild.
Diese Werkgruppe hat, nach den frühen Übermalungen, eine besondere Bedeutung in Arnulf Rainers Oeuvre. Auf der Biennale in Venedig 1978 erlangte er damit im österreichischen Pavillon erstmals international große Beachtung. Übermalungen des eigenen Gesichtes beschäftigten Arnulf Rainer zwischen 1968 und 1975. (Christa Armann)