0775
Arnulf Rainer*
(Baden 1929)
„o.T. (Fingermalerei)“
1980-er Jahre
Mischtechnik auf Karton auf Platte; gerahmt
73 x 51 cm
Signiert rechts unten: A. Rainer
Provenienz
seit 2003 Privatsammlung, Wien
Schätzpreis: € 35.000 - 55.000
Meistbot: € 38.000
Auktion ist beendet.
Arnulf Rainer entwickelte seine Bildsprache – das Übermalen – in den 50er Jahren. Kontemplative, stille, zugemalte Arbeiten wechseln mit gestisch, dynamischen Arbeiten. Diese Gegensätze sind in allen seinen Werkgruppen zu finden.
Auch bei seinen Fingermalereien aus den 1980er Jahren gibt es die unterschiedlichsten Ausformungen. Die aggressiven roten Handschläge der ersten Arbeiten aus 1973 wurden mit der Zeit immer malerischer. Rainer begann mit den Fingern zu malen statt zu schlagen. Er arbeitete sehr rasch und impulsiv. Es war nun weniger der aggressive Schlag sondern die Spur der Finger, die ihn zu beschäftigen begann. Mit den Händen malen - mit dieser Technik entwickelte er eine feine subtile Bildsprache. Die Bilder wurden vieldeutiger, geheimnisvoller und rätselhafter. Die Agression wich der Gestaltung.
Die vorliegende Arbeit ist von einer außergewöhnlichen Leichtigkeit. Wie ein Meteor schwebt ein dichtes Bündel aus Gesten im Bildraum. Der Karton ist naturbelassen, nicht grundiert. Die Farben sind in sich vermischt. Blau, Grün, Braun…erdige Töne verknäueln sich zu einem amorphen Körper. Ein Raum entsteht durch die freigelassene Fläche. Die erkennbare tänzerische Spur ist gebändigt durch ein Verwischen der obersten Schicht. Geste und Form, Gestaltung und Malgrund, Konzentration und Freiheit. Alle diese Aspekte sind ausgewogen und bewirken eine harmonische Unbeschwertheit. (Christa Armann)