Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

30. November 2018, 17:00 Uhr

0011

Anton Faistauer

(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)

„Blumen in Schale“
1925
Öl auf Leinwand
66,5 x 81 cm
Signiert und datiert rechts unten: A. Faistauer / 1925

Provenienz

Privatbesitz, Niederösterreich;
Kunsthandel, Wien;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

zum Vergleich: Anton Faistauer 1887-1930, Katalog zur Sonderausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, 11. Februar bis 22. Mai 2005, Kat.-Nr. 90, Abb. S. 323 (Blumen in Schale, 1926)

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Meistbot: € 90.000
Auktion ist beendet.

Als das vorliegende Blumenstillleben um 1925 entstand, war Faistauers Malerei auf einem künstlerischen Höhepunkt angelangt und sein Status innerhalb der österreichischen Avantgarde gesichert. Die Zeit der Selbstfindung als Maler lag hinter ihm: frustrierende Jahre an der Akademie, die er schließlich enttäuscht verlassen hatte, um aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb gemeinsam mit Egon Schiele die "Neukunst-Gruppe" zu gründen. Nach der Abkehr von der Flächenkunst des Jugendstils hatte Faistauer in Auseinandersetzung mit Paul Cézanne, der prägenden Künstlerfigur der französischen Moderne, seine eigene künstlerische Sprache gefunden. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatte er sich ein gutes Netzwerk aus wichtigen Sammlern und Kunstfreunden aufgebaut. Neben Franz Wiegele und Anton Kolig war Faistauer der bedeutendste Vertreter des österreichischen Spätexpressionismus.

Faistauers Suche nach dem Wesen und den Möglichkeiten der Malerei war getragen vom Glauben an die ausdrucksstarke Farbe. Er war durch und durch Kolorist. Antwort auf die Frage, wie die Welt zu schildern sei, hatte er am Beginn seiner malerischen Laufbahn vor allem in den Bildern Paul Cézannes gefunden. Dessen Gedanke, die Natur auf ihre Grundelemente zu reduzieren, wurde für Faistauer wegweisend. Ein künstlerisches Nahverhältnis zur großen Leitfigur Cézanne und dessen Kompositionsprinzipien ist auch bei vorliegendem Stillleben der reifen Schaffensphase noch erkennbar, wenngleich sich Faistauers Malerei in einer sehr eigenständigen Sprache artikuliert. Mit temperamentvollem Duktus arrangiert er ein Blumenbouquet in einer hellen Schale auf einem Tisch, wobei die Blumen alles andere als statisch sind, streben sie doch dynamisch nach allen Seiten. Ihre Präsenz verstärkt der Maler durch die Kraft von leuchtenden Rottönen, die sich kontrastreich vor dem nuancenreichen, grün changierenden Hintergrund abheben.
(Claudia Mörth-Gasser)