Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2014, 15:00 Uhr

0488

Maria Lassnig*

(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 - 2014 Wien)

„Brettl vorm Kopf“
1967
Öl auf Leinwand
100,5 × 115,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Lassnig 67

Provenienz

Aus einer österreichischen Sammlung

Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
Ergebnis: € 430.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Maria Lassnig definiert in den 1950er Jahren neben den Positionen der Galerie nächst St. Stephan, allen voran Arnulf Rainer, Österreichs Avantgarde der ungegenständlichen Malerei. 1951 reisen Lassnig und Rainer nach Paris, wo sie in der Galerie Nina Dausset Bilder von Riopelle, Hartung und auch Pollock sehen, die sie in ihrem aktuellen Schaffen bestätigen und nachhaltig beeinflussen. Lassnig schafft informelle Gemälde mit verdichteten Pinselstrichen im Bildzentrum, die sich zu einem skelettartigen Gehäuse formieren. Hier bildet sich der Nucleus des österreichischen Informel heraus, am zeitlichen Höhepunkt der internationalen abstrakt expressionistischen Malerei. Auf die informellen Kompositionen folgen tektonische Kopfbilder sowie um 1960 lyrische Farbfeldmalereien im monumentalen Format. Die Farbe beginnt zu vibrieren, sensitive malerische Stellen benetzen die Leinwand. Lassnig selbst spricht von einer »blinden« Malpraxis, bei der sie ihrem körperlichen Sensorium intensiver nachgehen kann: »Beim Malen nicht hinsehen!« Die Künstlerin bezeichnet die Arbeiten als Body-Awareness-Paintings, die auf einem bestimmten körperlichen Gefühlszustand beruhen. Es ist ein verinnerlichter Malvorgang, ein introspektives Erspüren des eigenen körperlichen Zustands beim Malen – der Schmerz des eingeklemmten Armes, ein brennendes Schulterblatt: »Der Rhythmus des Malens soll sein wie Atemstöße, wenn uns das Leben würgt. Die reine Geste wird in der Dauer Schwerpunkte, Konzentrationspunkte erzeugen.« So die Grande Dame der österreichischen Malerei. Im Laufe der 1960er-Jahre werden die Werke figurativer, wenngleich Lassnig einer konkreten Abbildung abschwört; sie schafft hybride Wesen, in höchster Malkultur, zumeist mit autobiografischem Bezug. Mutationen mit Getier, prothesenartige Figurationen entstehen – wie etwa Brettl vorm Kopf von 1967. Es sind stets Resultate eines einsamen und konzentrierten, aufopfernden Dialogs mit der Malerei. Für die Neue Malerei der 1980er Jahre ist sie entscheidende Impulsgeberin, bekräftigt mit ihrer solitären Position das wieder erstarkte Selbstbewusstsein der figurativen Malerei. Bis in die Gegenwart schuf Maria Lassnig ein singuläres Werk mit Weltformat, ihre Teilnahmen an Documenta (1982, 1997), Biennale (1980), zuletzt die heurige Ausstellung im MoMA PSI, New York und Auszeichnungen (Goldener Löwe, Venedig 2013) untermauern Lassnigs virulente Position im internationalen Kunstgeschehen. (Florian Steininger)