Auktionshaus

Nachverkauf: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5012

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Violaine“
1986
Acryl auf Leinwand; gerahmt
130 x 120 cm
Rückseitig signiert und datiert: Otto Muehl 21.5.86, "Violaine"

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Limit: € 60.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 50.000 - 100.000

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Aktionskünstler, Tabubrecher, Kommunenführer. Otto Muehl zählte zu den schillerndsten und kontroversesten Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Nachkriegsmoderne. Mit seinen radikalen Materialaktionen und Malereien schockte er sein Publikum wie kaum ein Zweiter. In den Sechzigern initiierte er gemeinsam mit Günter Brus, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler den Wiener Aktionismus. Mit teils verstörenden Aktionen und Performances rebellierte das Kollektiv gegen Traditionen und Konventionen im österreichischen Nachkriegsmief. In den Siebzigern gründete Muehl die Aktionsanalytische Organisation, eine Art Hippiekommune, die Leben und Kunst zu vereinen versuchte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Malereien und Zeichnungen, die Muehls Weiterentwicklung widerspiegelten. Nach dem Scheitern seiner Kommune wurde Muehl Ende der Achtziger wegen Sexualdelikten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Von 1998 bis zu seinem Tod 2013 lebte und arbeitete Muehl in Portugal.

Muehl war weit mehr als ein Aktionskünstler. Das Multitalent hinterließ auch ein umfangreiches malerisches Werk, das den Auftakt und das Ende seines Schaffens darlegt. Er suchte und experimentierte in verschiedenen Stilen und Malweisen. Muehl konnte alles, egal ob abstrakt, expressiv oder figurativ. Zwischen den 1980ern und 2000ern entstand einer Reihe von Bildern, die sich auf das Zusammenspiel von Linie und Fläche konzentrierten. Dazu zählt auch das Porträt Violaine aus dem Jahr 1986. Malerisch bedient er sich dabei einer stilisierenden und plakativen Bildsprache in starker Kontur und greller Farbigkeit. Muehl lässt die Dargestellte als Halbakt in lasziver Pose erscheinen. Bei der Porträtierten handelt es sich um die Französin Violaine Roussies. Sie war ein langjähriges Mitglied von Muehls Kommune im Friedrichshof im Burgenland. Bis zu Muehls Tod war sie seine engste Begleiterin und Muse. Heute betreut sie das Archiv in der von Muehl gegründeten Stiftung. Vom poppigen Motiv existiert noch eine zweite Fassung in der Farbkombination orange-gelb vor grauem Hintergrund. In seinem Manifest der Kunst schrieb Muehl: „von farbigen bildern spreche ich, wenn das bild zu glühen beginnt. ich merke, wenn ich male und weiterarbeite, erweitert sich die farbe zu wüsten farborgien.“ (Diethard Leopold (Hg.), Otto Muehl. Sammlung Leopold, Ausst. Kat. Leopold Museum, Wien 11.06.–04.10.2010, S. 8)

(Stefan Üner)