Auktionshaus

Nachverkauf: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5014

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T.“
1983
Öl auf Leinwand; ungerahmt
140 x 180 cm
Signiert und datiert rechts unten: Muehl 16.11.83

Provenienz

Privatbesitz, Deutschland

Limit: € 30.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 30.000 - 60.000

Gebot abgeben

Otto Muehls Lebensgeschichte ist ein kontroverses Kapitel der Kunstgeschichte. Die Anklagen und Verurteilungen in den 1960er-Jahren sowie die Gesetzesvergehen innerhalb seiner Kommune stellen zweifellos eine Herausforderung für den Betrachter seines Werkes dar. Dennoch soll sein künstlerisch interessantes Werk gezeigt und zur Diskussion gestellt werden.

Muehl gründete die Kommune Aktionsanalytische Organisation (AAO) und später die Kommune Friedrichshof im Jahr 1974, die eine Vielzahl von Aktivitäten wie eine eigene Schule, Werkstätten und Landwirtschaft umfasste. Trotz ihrer idealistischen Prinzipien wie freie Sexualität und Gemeinschaftseigentum scheiterte das Projekt letztendlich aufgrund autoritärer Führung.

1983 war der Höhepunkt der Kommune erreicht. Die Bewegung ist inklusive der etwa 25 internationalen Ableger auf 600 Mitglieder angewachsen. Es finden Mal- und Selbstdarstellungskurse sowie kreative Präsentationen für die Mitglieder der Kommune aber auch für Besucher statt. Mühls Einflussnahme auf die Selbstdarstellungskurse, in denen oft getanzt wurde, war von großer Bedeutung für sein Schaffen. Die ekstatischen Tanzszenen fanden Eingang in seine Kunst, und die Bewegungsstudien wurden in einer äußerst expressiven Malweise eingefangen. Durch die Selbstdarstellungskurse und das gemeinschaftliche Erleben von Bewegung und Körperlichkeit schuf Muehl einen Raum für künstlerischen Ausdruck und persönliche Entfaltung. Auch Musik spielte eine wichtige Rolle in der Kommune. In diese Zeit fällt auch die verstärkte Kontaktaufnahme zur Kunstwelt, von der man sich davor abgeschottet hatte. Otto Muehls malerische Schaffenskraft erreichte ihren Höhepunkt. Seine äußerst expressiven Bilder zeichnen sich durch intensive Farben und einen impulsiven, wilden Pinselstrich aus. Die Darstellung von Bewegung und Ekstase wird durch die lebendige Malweise verstärkt, die Farbgebung des hier gezeigten Werkes erinnert gar an ein loderndes Feuer und scheint vor Energie fast zu explodieren. Mühls Malerei war zu diesem Zeitpunkt stark von seiner Bewunderung für Vincent van Gogh geprägt war. Van Gogh diente ihm als Vorbild eines anarchischen Künstlers, der die Normen der Gesellschaft negierte und gegen sie rebelliert. Muehls Bilder reflektieren diese rebellische Haltung und den Drang, außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen zu stehen.

Otto Muehls Lebenswerk ist geprägt von einer einzigartigen Verbindung von Aktionskunst, Malerei und Gesellschaftskritik. Nach seiner Verurteilung im Jahr 1991 auf Grund verschiedener Sittlichkeitsdelikte wurde er zu einer siebenjährigen Haft verurteilt, während der ungefähr 300 weitere Bilder entstanden. Nach seiner Freilassung lebte er in einer „Art & Life Family“-Kommune bis zu seinem Tod 2013.

(Ina Waldstein)