Auktionshaus

Nachverkauf: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5010

Herbert Brandl*

(Graz 1959)

„o.T.“
2008
Öl auf Leinwand; ungerahmt
51 x 140 cm
Rückseitig signiert und datiert: Brandl 08

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Limit: € 29.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 25.000 - 50.000

Gebot abgeben

Die feurige Atmosphäre und die farbliche Intensität des vorliegenden Bildes von Herbert Brandl, die den gesamten Bildraum einnehmen, erzeugen eine Wirkung auf den Betrachter, der man sich kaum entziehen kann. Dem Künstler geht es in seinen abstrakten Farbfeldern einerseits um den Malprozess selbst, um die Wirkung der Farbe und die Dynamik des Auftrags, andererseits nimmt auch das Sujet Landschaft von Beginn an einen wichtigen Stellenwert in Brandls Werk ein. Er sucht immer wieder die Natur als Vorbild und bringt ihre Erscheinungen und Stimmungen deutlich oder angedeutet zum Ausdruck. Seine Werke bewegen sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit und erscheinen dem Betrachter oft naturalistisch und abstrakt zugleich. Aber ob Brandl nun ein Naturvorbild vor Augen hat oder rein abstrakt arbeitet - er kann entschieden als Meister der Farbe und des Lichts bezeichnet werden. Seine wilden, spontanen, energetischen und perfekt abgestimmten Farbflächen üben eine große Anziehungskraft aus. Diese ist auch beim vorliegenden Werk aus dem Jahr 2008, ein Jahr davor vertrat Brandl Österreich auf der Biennale in Venedig, auf den ersten Blick gegeben. Das Bild weist eine starke Präsenz und Vielschichtigkeit auf. Gekonnt setzt er die Farbschichten von feurigem Rot und Schwarz so übereinander, dass eine erstaunliche Tiefenwirkung entsteht. Er mischt die rote Farbe mehr oder weniger intensiv mit dem Schwarz, sodass sie teils lasierend durchscheint, sich teils stärker vermischt oder absolute Deckkraft besitzt. Mit dichtem Farbauftrag erzeugt er in der Bildmitte des hochformatigen Gemäldes eine besondere Intensität der roten Farbe, die beinahe feurig zu leuchten scheint. Die Komposition kann, wie so oft bei Brandl, über die Leinwand hinaus unendlich weitergedacht werden. Bildtitel vermeidet der Künstler bewusst. Vermutlich, um durch die Benennung der Bilder die hervorgerufenen Assoziationen nicht einzuschränken.

Brandl zählt zu den wichtigsten Vertretern der in den 1980er-Jahren entstandenen Kunstbewegung der „Neuen Wilden“ und findet bis heute seinen gänzlich eigenständigen, unverkennbaren Ausdruck in seinen Bildern. Der meisterhafte Umgang mit Farbe und Licht, die daraus resultierende atmosphärische Tiefenwirkung und seine typische gestische Malweise machen ihn zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler in Österreich.

(Sophie Höfer)