Auktionshaus

Nachverkauf: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2024, 14:00 Uhr

5008

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Aktionsrelikt (80. Aktion, Prinzendorf)“
1984
Papier auf Leinwand; gerahmt
105 x 54 cm
Rückseitig signiert: Hermann Nitsch und am Keilrahmen bezeichnet: Hermann Nitsch 80. Aktion Prinzendorf 1984

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Limit: € 16.000 +Aufgeld +ggf. Folgerecht
Bei Geboten zum Limit fällt dieselbe Gebühr wie bei der Auktion an und ein Zuschlag kann sofort nach Bearbeitung erfolgen.Schätzpreis: € 15.000 - 30.000

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Die 80. Aktion in Prinzendorf, die als 3-Tage-Spiel mit einer Dauer von 72 Stunden Ende Juli 1984 stattfindet, markiert eine wesentliche Etappe am Weg zum 6-Tage-Spiel, auf das Hermann Nitsch beginnend mit 1957 kontinuierlich hingearbeitet hat. Alle seit den frühen 1960er-Jahren durchgeführten Aktionen des Orgien Mysterien Theaters müssen als Teilverwirklichungen dieses monumentalen Gesamtkunstwerkes verstanden werden.

„das wesen von nitschs gattungsüberschreitendem vokabular, das sowohl malerei, musik und theater einbezieht, ist das inszenieren realer geschehnisse. die ästhetisierung reicht bis ins tägliche leben, bis ins gesellschaftliche zusammensein, bis zu essen und trinken. die seinszustände des lebens sollen in ihrer polarität zwischen höchstem glücks- und höchstem verzückungszustand, dem rauschhaften sich-ereignen des seins und dem tiefsten abgrund, dem ekel, der bestialischen zerstörungswut dunkelster triebe gezeigt werden.“ (https://www.nitsch.org/actions/100/, aufgerufen am 8.5.2024)

Die Aktionen des Orgien Mysterien Theaters richten sich an alle Sinne der Teilnehmer, um die Intensität des sich ereignenden Lebens in all seinen Facetten unmittelbar erfahrbar zu machen. Durch die während der Aktionen stattfindenden Schlachtungen, die angedeuteten Kreuzigungsszenen und die Berauschung sollen verdrängte Triebbereiche, das Dionysische freigesetzt werden. Das Drama des Lebens und Sterbens wird zu einem lebensbejahenden Fest.

Vorliegende Arbeit, die während des 3-Tage-Spiels entstanden ist, reiht sich nahtlos in den Formenkanon der Aktions-Schüttbilder ein. Die im oberen Bildteil zu waagrechten Balken verdichtete Farbe erinnert formal an die zur Seite gestreckten Arme des Gekreuzigten. Von hier aus bahnt sich die rinnende Farbe ihren Weg an den unteren Bildrand. Mit den Schüttbildern, auf denen sich auf Grundlage informeller Malerei ein spontanes Bildgeschehen entfaltet, erreicht Hermann Nitsch eine „theatralisch-dramatische Expansion der Kunst.“ (https://www.nitsch-foundation.com/das-omt-und-seine-disziplinen/, augerufen am 10.5.2024)

(Sophie Cieslar)