Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0551

Anton Faistauer

(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)

„Junge Frau in Sommerkleid mit einander berührenden Händen (Ida)“
um 1914
Öl auf Leinwand
74 × 60 cm

Provenienz

ehemals Heinrich Böhler, München; österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

2005 Bergbaumuseum Leogang (SonderAnton Faistauer zwischen Tradition und Moderne. Gotische Kunst - Faistauer Werke, 17. 06. - 31. 10.), Kat.-Nr. B5, S. 37 (o. Abb.)

Literatur

Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 - 1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 77 (o. Abb.); Anton Faistauer 1887-1930, Katalog zur Sonderausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, 11. Februar bis 22. Mai 2005, Kat.-Nr. 34, Abb. S. 276

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Ergebnis: € 108.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das vorliegende, um 1914 entstandene Porträt zeigt Anton Faistauers erste Frau Ida Andersen, die er am 3. Februar 1913 in der Wiener Karlskirche geheiratet und rund sechzig Mal gemalt hat. Das Bildnis von Ida im hellen Sommerkleid ist nicht nur eine äußerst sensible Charakterisierung von Faistauers Frau, es zeigt auch seine Malerei auf einem frühen Höhepunkt. Ida ist ernst und verträumt in sich selbst versunken dargestellt, mit klaren, schön geformten Gesichtszügen. Das weiße Trägerkleid hebt sich nur zart vom hellen, in rosa Tönen schimmernden Inkarnat ab. Beeindruckend ist die koloristische Gestaltung des Gemäldes: die Farbe erscheint dick, in harmonisch aufeinander abgestimmten Schichten aufgetragen. Im fleckigen, freien Pinselduktus spiegelt sich Faistauers künstlerische Auseinandersetzung mit Paul Cézanne wider. Auch der strenge Bildaufbau erinnert an Cézanneske Kompositionsprinzipien. Wunderbar ist das schön geschwungene Linienspiel der Arme und Hände, die Ida in einer sanften Berührung unmittelbar unter ihrem Dekolleté zusammenführt.

Ida starb Anfang August 1919 an der damals kursierenden Kopfgrippe. Zuletzt saß sie ihrem Mann für die schmerzensreiche Muttergottes seines "Votivaltares" in Salzburg Modell. In einem Brief vom 17. Mai 1922 schreibt Anton Faistauer im Rückblick: "Im Jahr 1913 heiratete ich Fräulein Andersen und hatte in dieser Frau einen urgütigen Freund und Helfer gerade als meine Mutter eben starb. (…) Meine Frau malte ich etwa 60mal und ihre ganze Welt, wie eine Kugel in all ihren Graden ohne und mit unserem Kinde, in der Landschaft, in der Scheune, in der Küche, im Zimmer, unterm Kreuz, mit dem Sebastian. Das letzte Mal in der Pietà meines großen Salzburger Votivaltares. Sie starb ein Jahr nach dem Kriege infolge der Leiden des Krieges. Ihr Tod war mit der Geburt unseres zweiten Kindes verbunden, das im Jahr zur Welt kam, als ich in Tirol im Militärdienst stand."
Nach dem Tod seiner Frau Ida übersiedelte Faistauer mit seinem sechsjährigen Sohn nach Salzburg. Dort konnte Faistauer schon seit Beginn des Jahres 1919 beachtliche künstlerische Erfolge feiern: im Mai/Juni war er mit fünf Ölbildern auf der ersten Ausstellung des "Sonderbundes" vertreten. Am Tag nach dem Tod von Ida wurde die erste Ausstellung der Künstlervereinigung "Wassermann" im Salzburger Künstlerhaus eröffnet. (CMG)