Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0533

Franz Sedlacek*

(Breslau 1891 - 1945)

„Flucht nach Ägypten“
1927
Öl auf Sperrholzplatte
80 × 65 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: fs 1927
Rückseitig bezeichnet: Franz Sedlacek / Wien, Jan. 1927 / Flucht nach Ägypten

Provenienz

italienischer Privatbesitz

Ausstellung

1927 Secession, Wien

Literatur

The Studio. An illustrated magazine of fine and applied Art, London, vol. 94, 1927, S. 140 (Abb.), S. 142; Katalog zur 93. Ausstellung der Wiener Secession, 1927, Kat.-Nr. 194 (Abb.); Kunstbeilage zu Daheim, 10. 11. 1928 (Abb.); Elternhaus, Schule und Kirche, Jan. 1930, S. 9 (Abb.); Hannoversch'er Anzeiger, Beilage, 25. 12. 1930 (Abb.); Westermanns Monatshefte, Jan. 1931, S. 456a (Abb.); Franz Ottmann, Romantik 1931, in: Die Kunst, 33. Jg., Nr. 4, Jänner 1932, S. 117f. (Abb); Der neue Weg. Österreichische Monatshefte für pädagogische Forschung und Bildung, Heft 12, 1932, S. 492c (Abb.); Fritz Messinger, Franz Sedlacek. Ein Maler des Gespenstischen, in: Kunst ins Volk, September 1950, Jg. 2, Folge 9/10, S. 397; Elisabeth Hintner-Weinlich, Der Maler und Graphiker Dr. Franz Sedlacek, Dissertation, Innsbruck 1987, S. 228; Elisabeth Hintner, Franz Sedlacek. Werk und Leben 1891-1945, Wien 1987, S. 228, Nr. 27; Gabriele Spindler, Andreas Strohhammer, Franz Sedlacek 1891-1945. Monografie mit Verzeichnis der Gemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, WV-Nr. 34, sw-Abb. S. 164

Schätzpreis: € 60.000 - 120.000
Ergebnis: € 79.100 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Für das Bild liegt eine Leihanfrage des Wien Museums für die Ausstellung "Franz Sedlacek - Chemiker der Phantasie" (30. Januar 2014 bis 21. April 2014) vor.

Innerhalb des facettenreichen Oeuvres von Franz Sedlacek kommt der Darstellung der Landschaft eine wesentliche Bedeutung zu. In einer Reihe von Gemälden greift Sedlacek biblische Themen auf, so gibt es drei Bildvarianten der "Flucht nach Ägypten", von denen wir die erste, 1927 entstandene Fassung präsentieren können. Trotz des religiösen Inhalts haben diese biblischen Landschaften profanen Charakter: die Figurengruppen sind stets nur Staffage, um die Darstellung der Natur zu legitimieren. Die ganze Aufmerksamkeit und Faszination des Malers gilt der Landschaftsbeschreibung. Gemein ist allen Landschaften Sedlaceks eine mehr oder minder starke Affinität zur Bildauffassung der deutschen Romantik. So tauchen in Sedlaceks biblischen Landschaftsszenen bevorzugt wandernde, reisende oder rastende Figuren auf (neben der "Flucht nach Ägypten" etwa "Rast auf der Flucht nach Ägypten", "Gang nach Emmaus" etc.), die deutlich an das romantische Bildmotiv des einsamen Wanderers erinnern. Ganz im Sinne der romantischen Bildästhetik führt das steil aufragende Bergmassiv der "Flucht nach Ägypten" das Erhabene der Natur vor Augen. Das sich über die gesamte Bildbreite erstreckende Gebirge baut sich als dunkle, bedrohliche Felswand vor dem Betrachter auf und versperrt den Blick auf das in der Abenddämmerung geheimnisvoll leuchtende Dahinter. Die kleine Figurengruppe von Josef und Maria mit dem Jesuskind auf dem Esel regt zur stillen Betrachtung einer magisch mystifizierten Natur an. Der aufsteigende Nebel im Mittelgrund des Bildes verleiht dem Dargestellten eine weitere lyrische Note.

Vor einem Gemälde Sedlaceks wird das Auge des Betrachters zuallererst durch die irreale Stimmung, die dem Bild innewohnt, gefangen genommen. Diese faszinierende Bildwirkung basiert auf seiner besonderen Malweise, die sich an der Lasurtechnik der Alten Meister orientiert. Das Malmaterial selbst übte auf den Chemiker Sedlacek - er war Kustos für Chemische Industrie im Technischen Museum in Wien - offenbar einen besonderen Reiz aus. Experimentierfreudig erprobte er die perfekte Zusammensetzung seiner Malfarben, um sie dann mit akribischer Sorgfalt und ausgeprägtem Interesse für das Detail auf die Leinwand zu übertragen. (CMG)