Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0017

Nicolaes Claes Berchem

(Haarlem 1620 - 1683 Amsterdam)

„Südlicher Hafen mit eleganter Staffage“
um 1660
Öl auf Leinwand, oval
51 × 89,5 cm
Signiert unten mittig: Berchem (z.T. Linien verstärkt)

Provenienz

Sammlung Graf Frederik Christian Moltke (1854-1936), Kopenhagen; Versteigerung der Sammlung F. C. Moltke, Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 1. Juni 1931, Nr. 6 (mit Abb.); David Koetser Gallery, Zürich; 1969 direkt dort erworben durch den derzeitigen Besitzer; seither bedeutende österreichische Privatsammlung

Literatur

Catalogue des tableaux de la collection du comte de Moltke, Kopenhagen 1885, S. 36, Nr. 66 (beschrieben Öl auf Holz, mit abweichenden Maßen); Cornelius Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragenden holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Band IX, Esslingen 1926, Zus. 75A, S. 275 (beschrieben wie Moltke 1885); Versteigerungskatalog V. Winkel & Magnussen, Catalogue of valuable Pictures by Old Dutch Masters. The Property of the Count F. C. Moltke of Bregentved, Kopenhagen, 1./2. Juni 1931, Nr. 6 (mit Abb.)

Das Gemälde ist im Archiv des RKD (Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag) unter Kunstwerknummer 238620 registriert.
Wir danken Fred G. Meijer, Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes. / We would like to thank Fred G. Meijer, Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Den Haag, for his help to catalogue this painting.

Schätzpreis: € 70.000 - 120.000
Ergebnis: € 115.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Seit der Renaissance blickten die Künstler aus dem Norden Europas sehnsuchtsvoll nach Italien, nach dem Land der Antike, der Wärme und des goldenen Lichts. Im 17. Jahrhundert reisten schließlich besonders viele niederländische Maler nach Italien. Sie interessierten sich vornehmlich für die vom Sonnenlicht durchtränkte Landschaften. Bleibenden Eindruck hinterließen neben den antiken Bauwerke jedoch auch die malerische Stadt- und Hafenplätze, auf denen sich das Leben unter freiem Himmel abspielt. Es ist gerade die Kombination aus südlicher Landschaft und deren Architektur mit pittoresken oder gar derben Genreszenen des einfachen Volkes, die den reisenden Künstlern und ihren Kollegen in der Heimat besonders große Erfolge bescherte.

Das „Licht des Südens“ verbunden mit der holländischen Tradition zeichnet auch vorliegendes Gemälde aus, welches zu einer sehr kleinen Gruppe von Hafenansichten Nicolaes Berchems gehört, die hauptsächlich um 1660 und in dem darauffolgenden Jahrzehnt entstanden ist. Zu dieser Werkgruppe gehören beispielsweise vier Gemälde, die eine „Südliche Hafenansicht mit elegantem Paar“ zeigen und sich in der Wallace Collection, London (siehe Vergleich), im Nationalmuseum Stockholm, im Besitz des Mellerstain Trust (Mellerstain, Gordon, Schottland) und in einer Privatsammlung befinden. Letztgenanntes Gemälde hält seit seinem Verkauf im Jahre 2003 den Auktionsrekord für Nicolaes Berchem und unterstreicht die Seltenheit und Qualität dieser Gemälde.

Den zentralen Blickpunkt des vorliegenden Gemäldes bildet eine elegante Gruppe. Ein edler Herr und zwei in Seidenroben gekleidete Damen unterhalten sich mit einem orientalisch gewandeten Herren unter einem leuchtend roten Sonnenschirm. Daneben feilschen wohl afrikanisch-stämmige Händler mit einem weiteren Mann um einen Warenballen. Ein wiederum orientalisch gekleideter Herr am linken Bildrand verhandelt mit seinem Nachbarn, daneben ein Arbeiter mit seiner Frau, die ihr Kind stillt. Der Ausblick des Gemäldes in der rechten Bildhälfte wird von einer monolithischen Felseninsel dominiert, welche sich unter anderem auch in ähnlicher Weise im Werk der Wallace Collection findet. Gegenüberliegend sind Werftgebäude und ein Malteser Kriegsschiff zu erkennen. Den Blick des Betrachters wiederum auf die elegante Figurengrupe davor lenkend, erhebt sich in der linken Bildhälfte ein Brunnen, an dessen dem Füllhorn der Fortuna entspringenden Wasser Matrosen ihre Fässer füllen. Das vorliegende Gemälde zeigt sowohl elegante Exotik als auch die tägliche Arbeit in einer nach hinten zunehmend im Dunst des Meeres verschwommenen Hafenkulisse auf. Dabei zeugt es von der zunehmenden Tendenz in Nicolaes Berchems Hafenbildern, die Figuren in den Vordergrund zu stellen und das südliche Ambiente als stimmungsvolle Bühne für diese zu inszenieren. (KS)