Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0019

„Hl. Frederik I. van Utrecht, Rückseite: Pietà“
um 1650
Öl auf Leinwand
125,5 × 96,5 cm

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Rückseite möglicherweise von einer zweiten Hand
Wir danken Ruud Priem, Chefkurator, Museum Catharijneconvent, Utrecht, für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes. / We are grateful to Ruud Priem, Chief Curator at Museum Catharijneconvent, Utrecht, for his help in cataloguing this painting.

Schätzpreis: € 7.000 - 14.000
Auktion ist beendet.

Der um 780 in Friesland geborene Frederik I. war von 815/816-834/838 Bischof von Utrecht. Der Legende nach wurde er nach einer Messe mit Schwertern ermordet. Kurz nach seinem Tode heiliggesprochen, wird er üblicherweise durchbohrt von zwei Schwertern dargestellt.

Diese beeindruckende, beidseitig bemalte Leinwand vereint auf besondere Weise nordische Eleganz mit südlicher Dramatik – eine Stilsynthese, die vor allem durch die Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom geschulten „Utrechter Caravaggisten“ in den Niederlanden ihre Verbreitung fand. Nach der Rückkehr dieser Künstler in ihre Heimat galt besonders Abraham Bloemaert als die führende Figur dieser künstlerischen Bewegung. Das vorliegende Gemälde steht zwar in dieser Grundauffassung der Bloemaert- Werkstatt sehr nahe, divergiert jedoch in Haltung und Komposition dem Bloemaert’schen Darstellungstypus dieses Heiligen. Frederick Bloemaert schuf um 1630 einen den Hl. Frederik I. van Utrecht darstellenden Stich nach Vorlage einer ganzfigurigen Zeichnung seines Vaters, welcher als Typvorlage für die Werkstatt gilt.

Kompositorisch weitaus nähere Bezüge hat das vorliegende Gemälde zu einem den Hl. Frederik darstellenden Kupferstich von Cornelis Visscher (circa 1628/1629–1658), welchen er im Jahre 1650 nach einem Entwurf des Haarlemer Meisters Pieter Soutmans (1593/1601–1657) schuf. Dieser entspricht sowohl in der Haltung des Körpers, des Kopfes und der linken Hand dem vorliegenden Gemälde. Auch malerisch ist der Schöpfer dieses Gemäldes wohl im Kreise der katholischen Maler Haarlems zu verorten. Obwohl im 17. Jahrhundert in den nördlichen Niederlanden der Calvinismus dominierte und die katholische Messe untersagt war, blieb eine Vielzahl der Bevölkerung und auch der Künstler dem Katholizismus treu. Diese Meister orientierten sich für ihre religiösen Werke, welche sie entweder für den verbliebenen regionalen Markt oder ihre weit verbreitete Netzwerke schufen, auch vornehmlich an dem Katholizismus verbundenen Vorbildern, wie Abraham Bloemaert in Utrecht oder Peter Paul Rubens in Antwerpen. Zu den Haarlemer Meistern um die Mitte des 17. Jahrhunderts, welche auch die katholisch geprägten südlichen Niederlande besuchten, zählen beispielsweise Pieter Soutman, Frans Hals, und Pieter de Grebber. (KS)