0726
Josef Mikl*
(Wien 1929 - 2008 Wien)
„Büste“
1950
Öl auf grundierter Weichfaserplatte
108 × 64 cm
Rückseitig signiert und datiert: Mikl 1950
Provenienz
Privatbesitz, Österreich
Literatur
Kunsthalle Krems (Hg.), Katalog zur Ausstellung "Josef Mikl - retrospekiv, 1947-2003", Krems 2004, Abb. S. 42
Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Meistbot: € 35.000
Auktion ist beendet.
Bereits mit 21 Jahren hat Josef Mikl seine eigenständige künstlerische Ausdrucksweise gefunden, wie die vorliegende Arbeit beweist. Zwei Jahre später ermöglicht ihm seine Mitgliedschaft im Art-Club erste Präsentationen. Ab 1954 intensiviert sich die Ausstellungsmöglichkeit auch international durch den Zusammenschluss der Malergruppe St. Stephan (Josef Mikl, Markus Prachensky, Wolfgang Hollegha und Arnulf Rainer), gefördert durch Otto Mauers Galerietätigkeit. Unbeeindruckt vom Surrealismus, der knapp nach dem Krieg, zumindest kurzfristig, Inspiration vieler österreichischer Künstler war, geht er von Beginn an seinen eigenen Weg. Die ersten 1948/49 entstandenen „Maschinenbilder“ zeigen Figuren in einem All-Over von technischen Formen, Röhren und Verbindungen. Sie erinnern in der Ausdrucksweise an Bilder des Futurismus (Begründet durch Filippo Tomaso Marinetti 1910). Mikl geht es jedoch nicht darum einen Körper/Gegenstand in futuristisch anmutender Geschwindigkeit zu zeigen, sondern um eine Bewegtheit, eine Lebendigkeit durch Abstraktion.
„In einem chaotisch anmutendem Rasen machen Mikls Bildformeln die Ordnung der Dinge sichtbar“, so definiert Gerhard Roth dessen Werk. (in: Über Bilder, Wien, 1990, S. 34)
Zerlegung, Bewegung, Ordnung sind die drei Prinzipien von Josef Mikls Kunst. Der Ausgangspunkt ist die Natur, der reale Gegenstand in diesem Fall eine Büste – ein Thema, das er immer wieder aufgreift. Mit dem Auge eines Bildhauers erkennt er die räumlichen Einzelteile, reduziert sie auf das Wesentliche und formuliert ein eigenes Ordnungsprinzip. Er bringt ein Gerüst zutage welches den Gegenstand zusammenhält. Durch Farbe und schwungvollem Pinselstrich belebt er seine Schöpfung, bereichert sie mit Bewegung und lässt sie vibrieren. Im Zusammenspiel von Linie und Fläche entsteht ein sinnlich organisches Geschöpf. Grün als Hauptfarbe dieser Arbeit betont die wesentlichen Gesichtspartien wie Nase, Augen und Mund und findet sich in sehr verdünnter Form als Hintergrundfarbe auf der weiß grundierten Platte. Das Hervorblitzen des Holzes an den Rändern erweitert zusätzlich den Raum für den mittig platzierten Kopf. Abgetöntes Rot und Ockergelb als Kontrast sind Farbkombinationen die Mikl in vielen seiner späteren Bilder einsetzt. (Christa Armann)