Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2013, 19:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0701

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Proportionsstudie“
1953
Öl auf Hartfaserplatte
72 × 11,8 cm
Rückseitig signiert und datiert: Rainer 53

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Arnulf Rainers Proportionsgestaltungen, die im Zeitraum von 1953/54 entstanden sind, können gar nicht gegensätzlicher zu den davor entstandenen gestisch motivierten Zentral- und Vertikalgestaltungen (1951/52) – als Nukleus des reinen Ausdrucks – ausfallen. Konstruktion statt Expression, geometrische Streifen statt informelle Spuren, Ordnung und Disziplin statt Intuition und Raserei: „Proportionsgestaltung ist weder konkrete noch abstrakte Malerei, sie wurde aber von dorther entwickelt. Man kann in der Verhältnisordnung die Idee des Kunstwerks sehen … es ist der Sinn meiner Arbeit, alles das vom Werk zu distanzieren, was nicht unmittelbares Ordnen der funktionellen Mittel ist; auf jede Subjektivität und Phantasie zu verzichten. Diese Arbeit ist kalt, nüchtern und konzentriert auf die Gleichgewichtung der Form.“ So Rainer im Jahre 1954.

Wenn man die paar seltenen Arbeiten, die unmittelbar vor den Proportionsgestaltungen entstanden sind, analysiert, sehen wir bereits dort eine Tendenz zur Mäßigung der Handschrift hin zur konkreten Flächenmalerei. Breite Balken, wenn auch mit Dynamik aufgetragen – man denke auch an Prachenskys rote breite Pinselstriche wohl konstruiert, oder an Franz Klines tektonische Schwarz-Weißkompositionen – strukturieren die Bildfläche. Malerisches gewinnt gegenüber dem Zeichnen die Überhand – ebenso eine essenzielle Basis für Rainers dunkle meditative Übermalung in den folgenden Jahren.

Die Proportionsgestaltungen sind ein wichtiges experimentelles Feld, ein Ausloten der Gestaltungsstrategien hin zum minimalistisch rationalen Pol. Auch bei Rainers Künstlerkollegen der Galerie nächst St. Stephan, vor allem bei Markus Prachensky, ist Mitte der 1950er-Jahren eine konstruktiv minimalistische Praxis der Malerei erkennbar. Es scheint, als hätte die junge Wiener Avantgarde die konkrete Kunst in der Tradition von Mondrian und Albers inhaliert, als energetischen Träger für ein Bewusstsein für die Abstraktion genutzt, die in Österreich zuvor nur in Randerscheinungen reüssieren konnte (Hoffmann, Kupka, Klien), dominiert von Jugendstil und Expressionismus. (Florian Steininger)