Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2012

0041

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)

(Grafenwörth 1718 - 1801 Stein)

„Heilige Familie“
um 1775
Öl auf Leinwand, doubliert
70,5 × 55,5 cm

Schätzpreis: € 40.000 - 70.000
Ergebnis: € 38.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)
(Grafenwörth 1718–1801 Stein)

Heilige Familie
Öl auf Leinwand, doubliert, 70,5 × 55,5 cm
um 1775
Provenienz: Galerie Graf Attems, Graz; 611. Kunstauktion Dorotheum,Wien, 16. März 1976, Nr. 129, Abb. 61 und Tafel XX; seither bedeutende Österreichische Privatsammlung
Literatur: Rupert Feuchtmüller, Der Kremser Schmidt 1718–1801, Innsbruck/Wien 1989, WV Nr. 503, S. 447, Text S. 132; Fritz Dworschak/ Rupert Feuchtmüller/ Karl Garzarolli Thurnlackh/ Josef Zykan, Der Maler Martin Johann Schmidt, Wien 1955, S. 263; vgl. K. Woisetschläger, Meisterwerke der Barockmalerei im Landesmuseum Joanneum Graz, Wien 1961, S. 138.

Die Darstellung der „Heiligen Familie“ ist als Hauptszene, „Anbetung“ oder „Heilige Sippe“ ein zentrales Thema im Schaffen Martin Johann Schmidts. Er hatte die Idylle der Familie stets mit besonderer Anteilnahme aber auch großer natur-und volksnähe gemalt. (Feuchtmüller 1989 S. 104). Dies kommt auch in den großen Altarblättern zum Ausdruck. Gerade jedoch als kleines Andachtsbilds oder Kabinettstück nimmt die Darstellung der Heiligen Familie eine Mittlerrolle hin zum Bürgerlichen ein. Unser Gemälde weist enge Parallelen zur „Heiligen Familie“ in der Alten Galerie, Graz auf (WV 502). Die beiden, um 1775 entstandenen Werke werden auch im Werkverzeichnis Rupert Feuchtmüllers gemeinsam behandelt und sind als besondere Beispiele für die Durchdringung von religiösen und weltlichen Themen hervorzuheben. Die Komposition und Positionierung der Figuren ist in beiden Gemälden, bis auf kleine Unterscheidungen im Detail, ident aufgebaut. Im Grazer Bild schläft das Kind friedlich und Joseph betet es aus respektvollem Abstand an. Wohingegen in unserem Gemälde, mit dichterem Bildausschnitt, das Kind von der Mutter gehalten aufgeweckt sitzt.
Attribute, wie der Lilienstab Josephs, die Andeutung des Kreuzes in der linken unteren Ecke, und die Engel im Hintergrund geben den Verweis auf die biblische „Heilige Familie“. Die aktive nahezu genrehafte Intimität und Lebensnähe der Darstellung, gerade Josephs als dem Kind aktiv eine Schale reichenden, fürsorglichen „Nährvater“, sprechen die zunehmend darstellungswürdiger werdenden bürgerlichen Themen der „Idyllischen Familie“ und der „Mutter-Kind-Beziehung“ an. Wie lebensnah und damit auch für das kommende 19. Jahrhundert wegbereitend Martin Johann Schmidt arbeitete, zeigt auch eine 1780 in Öl entstandene Naturstudie von „Mutter und Kind“ im Niederösterreichischen Landesmuseum (WV 641). „Weltliche und religiöse Darstellungen sind oft kaum voneinander zu trennen, da das Leben selber die eigentliche Inspirationsquelle das Malers war“ (Feuchtmüller 1989, S. 132).