Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

17. April 2012

0118

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Große Vertikalgestaltung“
1952
Öl auf Jute auf Holzplatte
134,3 × 95 cm

Schätzpreis: € 180.000 - 350.000
Ergebnis: € 301.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Arnulf Rainer*
(Baden 1929 geb.)
Große Vertikalgestaltung
Öl auf Jute auf Holzplatte aufgezogen
134,3 x 95 cm
1952
Signiert und datiert rechts unten: TRR 52
Provenienz: Ehemals Sammlung Otto Breicha, Wien; österreichischer Privatbesitz
Literatur: Otto Breicha, Anfänge des Informel in Österreich. 1949-1954. Lassnig, Oberhuber, Rainer. Print & Art, Graz 1997, S. 182, 183 (Abb.)
Ausstellungen: Arnulf Rainer, Abgrundtiefe - Perspektiefe, Retrospektive 1947-1997, Kunsthalle Krems, 1997; Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Retrospektive 14.2.-26.4.1981, Kat.-Nr. 20; Anfänge des Informel in Österreich, 1949-1953, Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 20.1.-21.3.1971

Malerei, um die Malerei zu verlassen

Die Malerei ist eine visuelle „Form“ des geistigen Bewusstseins. Das Erlebnis eines Punktes gegenüber einer Umgebung war der Moment ihrer Geburt. Die unendliche Anzahl von Punkten (die homogene Fläche) verwischt sie. Auf einem Weg der permanenten Reduktion strebt sie jene Grenzsituationen an. (Die Destillation und die Auflösung). Zu zerstören die Götzen der Jahrtausende, ein Weg der unermüdlichen Befreiung von einer Tradition des Verfalls, jener Tradition, die die zweitälteste ist.
Am Beispiel der Malerei diese Art Welt zu verlassen, ihre Kultur, ihre Malerei zu enthüllen durch sie selbst, ohne sich mit ihr zu vermischen, zu enthüllen als Ersatz für die mangelnde und verlorengegangene metaphysische Bindung (in deren Sein es weder Handeln noch Missionen, noch Beweise, noch Künste gibt), sie zu enthüllen als bloße Verbindung zwischen dem Ästhetischen und dem Mataphysischen. Künstler sein und die Kunst verachten. Denn die Bilder, die Gedichte, die Gedanken, die Reden, es ist der Schaum, die Hefe, der Abfall, die Asche, der unsinnige Versuch, den Anschluss in der Ekstase (des Erlebnisses) statt in der dauernden Vereinigung zu vollenden (eine unfruchtbare Methode der Forderung und der Aneignung). Sie sind der unmögliche Versuch zu beweisen, die sündige Art, durch Reden statt durch Schweigen verführen zu wollen. Sie sind die Konzessionen an unseren schmutzigen Boden, deren wir uns schämen. Möge jeder wissen, es sind die Spuren, nicht wir selbst. Das zur Entschuldigung.
(Arnulf Rainer, Katalog TRRR der Galerie Franck, Frankfurt/Main 1952)