Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 19:00 Uhr

0054

Alfred Hrdlicka

(Wien 1928 - 2009 Wien)

„Trunkener Silen“
1995
Marmor
80 x 88 x 25 cm

Provenienz

Galerie Ernst Hilger, Wien;
seither Sammlung Sanziany & Palais Rasumofsky, Wien

Literatur

Klaus Klemp und Peter Weiermair (Hg.), Alfred Hrdlicka. Skulpturen Zeichnungen Druckgraphik 1945-1997, S. 44.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 131.500 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der Wiener Bildhauer Alfred Hrdlicka zählte zu den letzten großen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er hinterließ ein umfangreiches und komplexes Werk, das zwischen Bildhauerei, Malerei und Grafik pendelte. Anders als viele seiner Zeitgenossen orientierte sich Hrdlicka nicht an der Abstraktion, sondern verfolgte eine klassische Formensprache in expressiver Figürlichkeit. Zu Hrdlickas Hauptwerken zählt das monumentale Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (1988) am Wiener Albertinaplatz. Die Skulptur Trunkener Silen entstand nur wenige Jahre später und zählt zu Hrdlickas gattungsübergreifendem Zyklus „Hommage à Géricault". In der Arbeit spiegelt sich nicht nur seine Bewunderung für den Künstler Théodore Géricault wider, sondern auch sein Faible für mythologische Themen. Die Plastik ist gekennzeichnet durch eine figürliche Formensprache in expressiver Manier. Über sein Schaffen schrieb Hrdlicka einst: „Bildhauerei demonstriert Körpergefühl, ist Schaustellung der eigenen Physis und Neigungen, nahe am Striptease, dessen Technik der partiellen Freilegung, Entblößung, Bloßlegung der ‚taille directe‘, der unmittelbaren Arbeit in Stein, dem allmählichen Heraustreten der Figur aus dem Block, wesensverwandt ist. So sind die meisten meiner Skulpturen, auch die ‚Vollständigen‘, Bruchstücke eines Geschehens, herausgebrochene Momentaufnahmen, zugehörig einem Zyklus oder Bewegungsrhythmus“ (Michael Lewin (Hg.), Alfred Hrdlicka. Das Gesamtwerk. Schriften, Wien 1987, S. 106). Die Skulptur Trunkener Silen stammt aus der hochkarätigen Sammlung Sanziany & Palais Rasumofsky in Wien. Vom Objekt existiert noch eine Bronzeauflage mit 9 Stück. Aufgrund ihrer Materialität und Wirkung nimmt die Marmorskulptur einen exklusiven Stellenwert in Hrdlickas Werk ein.

(Stefan Üner)