Auktionshaus

Auktion: Evening Sale - Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 19:00 Uhr

0052

Sigmar Polke*

(Oels/Niederschlesien 1941 - 2010 Köln)

„o.T.“
1999
Mischtechnik auf Papier; gerahmt
101 x 68 cm (Blattmaß)
Signiert und datiert rechts unten: Sigmar Polke 99

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

Sigmar Polke zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart und ist bekannt für seine experimentelle Herangehensweise an die Malerei, wobei er gerne die Grenzen von Medium und Material auslotete und die gängigen Vorstellungen von Rolle und Bedeutung der Kunst in Frage stellte. Sein vielfältiges und oft von ironischem Humor durchsetztes Schaffen ist nur schwer einer bestimmten Stilrichtung oder einem Genre zuzuordnen: Polke betätigte sich in den Bereichen Fotografie, Film, Druckgrafik, Zeichnung, Skulptur und Performance. Am intensivsten setzte er sich jedoch mit ästhetischen Fragen und Traditionen in der Malerei auseinander. Sein Interesse an Alchemie führte zudem zu Untersuchungen der optischen Effekte von Pigmenten und Mineralien in der Farbe. Auch die Faszination für die Bedeutung des Zufalls war für Polke von besonderer Bedeutung.

Besonders ab den 1980er Jahren gilt in den "Schütt- und Lackbildern" sein Interesse dem Medium Farbe. In überwiegend großformatigen Arbeiten auf Papier, die den Künstler über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren beschäftigten, entstand ein ständiger Dialog zwischen Ordnung und Chaos, Zufall und Kontrolle, wobei Polke mit verschiedenen Substanzen und alchemistischen Prozessen experimentierte. Auf meist schwarzem Untergrund ließ er opalisierende Farbe - gegossen, geschüttet oder gespritzt - in selbstbestimmten Rinnsalen über die Bildfläche fließen. Verstärkt durch die Zugabe von pulverförmigem Pigment, Glimmer und anderen Materialien, die in der zähflüssigen Farbe schwebten, wurden Illusionen von wechselndem Licht und Raum erzeugt, deren Wahrnehmung sich je nach dem Verhältnis des Betrachters zur Bildebene ändert. So wurden ästhetisch ansprechende, mäandernde Farbbänder produziert, die per se zufällig und autonom entstanden, jedoch stets von ihrem Schöpfer kontrolliert wurden. Obwohl eigentlich abstrakt, evoziieren sie beim Betrachter vertraute Bilder von Wolken, Nebelschwaden oder anderen jenseitigen Dingen und zeigen Polkes Faszination für den Schaffensprozess und seine Beziehung zu Zufall und Wirkung.

(Ina Waldstein)