Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 16:00 Uhr

0316

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Totenmaske“
1978
Mischtechnik auf Fotografie; gerahmt
61 x 50 cm
Monogrammiert links unten: A.R

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 29.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Nach zehn Jahren intensiver Auseinandersetzung mit dem eigenen Gesicht entstehen ab 1978 weitere Serien auf Fotopapier. Die Übermalungen von Totenmasken und Totengesichtern ist eine der wichtigsten und umfangreichsten Gruppen. Für die Fotografie drapiert Arnulf Rainer die Totenmaske auf einem ausgewählten Hintergrund. Das Knittrige eines Leintuches ist in der vorliegenden Arbeit gut zu erkennen. Die Physiognomie des Toten, beeinflusst durch die Auswahl der Perspektive, dem Grauton der Aufnahme und den Spuren der Ausarbeitung, wird zum Ausgangspunkt für die weitere Bearbeitung. Ähnlich der Pose oder Grimasse in den Selbstporträts ist hier das Arrangement der Fotografie der erste Schritt. Dann erfolgt die unmittelbare Einflussnahme des Künstlers durch Bleistift, Tusche und Ölkreide. Augen, Ohren, Mund, Nase und Adamsapfel sind in dieser Arbeit betont und gleichzeitig abstrahiert. Die Fähigkeit zur menschlichen Wahrnehmung ist nicht mehr. Das Gesicht ist entschwunden, nur eine Maske bleibt, hohl und starr.

In meiner Totenmaskenserie kommen direkt (und indirekt als Metapher) spirituelle und gestalterische Prinzipien zum Tragen, die für mein Werk im Laufe seiner Entwicklung wichtig wurden: Auslöschung, Abwendung, Tabuberührung, clownesker Übermut, das Qasisakrale, die Entrückung, Sterbeneugier, Todesmystik und so weiter... (Arnulf Rainer, Rein-Pein-Schein-Sein, Zur Totenmaskenserie 1978 in: Corinna Thierolf Hrg.in, Arnulf Rainer. Schriften, Ostfildern 2000, S. 167)

(Christa Armann)