Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5036

Baltasar Lobo*

(Cerecinos de Campos, Zamora 1910 - 1993 Paris)

„Moment de Bonheur“
1990
Bronze
67 x 70 x 44 cm
Signiert und nummeriert auf der Plinthe: Lobo 7/8

Provenienz

aus dem Atelier des Künstlers;
seither Privatbesitz, Wien

Ausstellung

4. Juni-8. Aug. 1992, Neue Galerie der Stadt Linz;
22. Aug.-4. Okt. 1992, Kunsthalle Tübingen

Gutachten eines allgemein beeidet und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen liegt bei.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 124.950 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der spanische Bildhauer Balthasar Lobo zählte zu den letzten großen Bildhauern der Klassischen Moderne im 20. Jahrhundert. In seinem Werk verbindet sich Schönheit, Sinnlichkeit und Symbolik in modern anmutender Weise. Lobo hatte eine Vorliebe für das Thema Mutter und Kind sowie den weiblichen Körper, der zwischen Abstraktion und Expressivität, Vereinfachung und Verdichtung pendelt. Lobo wurde 1910 in der spanischen Provinz Zamora geboren. Seine künstlerischen Anfänge führten ihn in der Zwischenkriegszeit an die Kunstakademie in Madrid. Hier entdeckte er Picasso und die internationale Avantgarde, aber auch die primitiven Skulpturen im Archäologischen Museum, die ihn zur Einfachheit und Reduktion im eigenen Werk inspirieren sollten. Während des spanischen Bürgerkriegs floh er mit seiner Frau, der feministischen Aktivistin Mercedes Comaposada 1939 nach Paris. In der französischen Kunstmetropole freundete er sich mit Picasso an, der ihn in den avantgardistischen Künstlerkreis der École de Paris einführte. Mit dem französischen Bildhauer Henri Laurens bildete Lobo für einige Jahre eine enge Ateliergemeinschaft. Unter dem Einfluss von Laurens, aber auch von Constantin Brâncuși und Jean Arp fand er zu einer autonomen Formensprache, die den Menschen als sinnliches Wesen ins künstlerische Zentrum rückte. Lobo nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil. 1993 starb er im Alter 83 Jahren in Paris.

Während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn hatte Lobo ein ausgeprägtes Interesse an der Darstellung von Frauenkörpern, so auch seinem Spätwerk "Moment de bonheur" aus dem Jahr 1990. Wie der Name schon sagt, widmete er sich dabei dem Moment des Glücks. Dabei übersetzte der Bildhauer die weibliche Anatomie mit ihrer kurvigen Form in ein abstraktes, fast lyrisches Vokabular. In dynamisch, lockerer Pose sitzend zeigt die Bronzeskulptur Referenzen von der Antike bis zur internationalen Moderne von Picasso bis Henry Moore. Mit ihrer geschwungenen Form und ihrer sinnlichen Präsenz verkörpert die Plastik den Archetyp der Frau in der Kunst. Neben der Signatur und Nummerierung am Sockel ist auch die traditionsreiche französische Gießerei Susse Frères Paris vermerkt, wo Lobo viele seiner Werke hat anfertigen lassen. Von der Skulptur existiert noch eine größere Ausführung mit dem Titel "Moment de bonheur grand".

(Stefan Üner)