Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5037

Tony Cragg*

(Liverpool 1949)

„Mixed Feelings“
2010
Stahl, Rostpatina
55 x 23 x 22 cm
Signiert am Standfuß: Cragg
Unikat

Provenienz

Galerie Thaddaeus Ropac, 2013;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

Tony Cragg zählt zu den innovativsten und wandlungsfähigsten Bildhauern der internationalen Gegenwartskunst. Seine Neugier ließ ihn nahezu jedes geeignete Material ausprobieren, das er zu ausdrucksstarken und andeutungsreichen Skulpturen, in denen abstrakte und gegenständliche Formen eng miteinander verwoben sind, verarbeitete.

Cragg orientiert sich stark am Formenreichtum der Natur, deren Erfindungen er, wie es fast scheint, uneingeschränkt von technischen Grenzen, Konkurrenz machen möchte. Vor allem ab den 1990er Jahren sind Bewegung und Veränderung die zentralen Gestaltungselemente seiner oft biomorph anmutenden Plastiken aus geschichteten und in sich verdrehten oder zerfließenden Formen, in denen man häufig das Profil einer menschlichen Gestalt zu erkennen meint. Diese Arbeiten sind geprägt von einer auffälligen Dynamik: Dabei erforscht Cragg die ästhetischen Eigenschaften unregelmäßig verdrehter Formen, die zwar in perfektem Gleichgewicht auf dem Boden stehen, aber den Eindruck von Bewegung und starker Instabilität vermitteln.

Skulpturen wie die hier gezeigte werden stets von innen nach außen um eine zentrale Achse, gleich einer Wirbelsäule, geplant, die die statischen Voraussetzungen für den bei aller Waghalsigkeit der Kompositionen sicheren Stand bietet. Diese gibt dem Werk einerseits eine klare lineare Ausrichtung, gleichzeitig ist sie durch zahlreiche Biegungen charakterisiert, die kein eindeutiges Zentrum erkennen lassen. Das Zeichnen ist dabei wesentlich für die Formfindung und das Entstehen seiner Skulpturen. In der Zeichnung ist es Cragg möglich, formale Problematiken konzeptionell vorzubereiten, um sie dann in der Ausführung gut bewältigen zu können.

"Meine Absicht war nicht, Portraits zu schaffen, sondern vielmehr, die axialen Blicke mit erkennbaren Silhouetten zu markieren. Geht man einen Schritt aus der Achse, beginnen die Gesichter zu grimassieren, und tritt man noch weiter aus der Achse heraus, zerschmilzt die Säule zu unerwarteten skulpturalen Volumen." (Tony Cragg, "Wirbelsäule Continued (2006)", in: Tony Cragg, In and Out of Material, 2006, S. 183)

(Ina Waldstein)