Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5039

Erwin Wurm*

(Bruck 1954)

„Suit“
2008
Aluminium
H. 55 cm
Rückseitig am Bein signiert und nummeriert: EWurm 3/6
Auflage: 6 Stück

Provenienz

Galerie Thaddaeus Ropac, 2010;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 59.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Wie kein anderer zeitgenössischer Künstler stellt Erwin Wurm immer wieder den Skulpturenbegriff in Frage und erweitert diesen auf radikale, wegweisende und oft auch kritisch-humorvolle Art und Weise. Der Bildhauer, der zunächst eigentlich Maler werden wollte, „fing an, darüber nachzudenken, was Bildhauerei heute sein könnte. Dies führte zur Suche nach Leere, Möglichkeit und Volumen,… den Grundqualitäten von Bildhauerei“ (Erwin Wurm auf: https://blog.staedelmuseum.de/helmut-friedel-zum-skulpturbegriff-bei-erwin-wurm, aufgerufen am 6.5.2023)

Dabei werden Volumina und Formen als imaginierte Möglichkeiten begriffen, die unsere Vorstellungskraft jedes Mal aufs Neue herausfordern. Es ist aber nicht die solide Gestalt, die Erwin Wurm interessiert, „sondern die umschließende, schützende Hülle, die zivilisatorische Trennschicht zwischen dem nackten Körper und der Umwelt“ (s.o.) Diese Thematik kommt in den „Clothes Sculptures“ ebenso zum Tragen wie in „Suits“ und „Philosophers“. Steht in der klassischen Skulptur der anatomisch präzise geformte Akt im Zentrum, so ist es hier die Kleidung als historisch und soziologisch geprägte Hülle, die man ab- und anlegen kann und mit deren Hilfe man Bezüge und Assoziationen herstellen kann, die den Künstler interessieren und die er in seinem Werk auf unterschiedlichste Art und Weise einsetzt: "Ich interessiere mich für die Mode, weil sie mit den Phänomenen Hype und Ikonen zu tun hat, die in unserer Zeit eine große Rolle spielen. Außerdem interessiert mich die Kleidung als altes skulpturales Thema, an dem ich seit vielen Jahren arbeite, die doppelte Haut, die Umhüllung oder Ausfüllung eines Volumens mit einer Haut oder Schale." (Erwin Wurm in: Erwin Wurm. Wear me out, Ausstellungskatalog, Middelheim Museum, Antwerpen, Gemeentemuseum, The Hague 2011, S. 115)

In „Suit“ von 2008 kleidet Erwin Wurm eine Figur in einen perfekt sitzenden Maßanzug, die Jacke leger aufgeknöpft. Sie ist kopflos, hirnlos, mund- und handlos, eine leere Hülle, wie ein von einem Insekt verlassener Kokon. Dennoch strahlt sie eine unglaubliche Präsenz aus, die durch die selbstbewusste Körperhaltung noch verstärkt wird.

(Sophie Cieslar)