Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5041

Arik Brauer*

(Wien 1929 - 2021 Wien)

„Der Mars auf Besuch“
2003/2014
Öl auf Holz; gerahmt
100 x 70 cm
Signiert links unten: Brauer
Rückseitig nummeriert, bezeichnet und datiert: 648 Der Mars auf Besuch 2003 weiter bearbeitet 2014

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

Arik Brauers Werke sind einmalig und unverwechselbar. Märchenhafte Welten, filigrane, fein gemalte Figuren, phantasievolle Wesen in liebevoller Eleganz und vielschichtige Szenen zeichnen seine Arbeiten aus. Als Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus nimmt Brauers Oeuvre einen wichtigen Platz in der österreichischen Kunstgeschichte ein. Die Beliebtheit seiner Werke ist ungebrochen, schuf er doch mit seiner grenzenlosen Phantasie symbolhafte, wunderbare Bildräume. Im vorliegenden Werk "Der Mars auf Besuch" ist Brauer ein weiteres meisterhaftes Bild gelungen.

Warme Farbtöne, welche der Szene eine unvergleichlich magische Stimmung verleihen, sind subtil gewählt. Der Besuch vom Planeten Mars ist das außergewöhnliche Thema des Werkes. Der Gast wirkt jedoch nicht bedrohlich, sondern scheint lediglich ein ungewöhnliches Ereignis zu sein. Überaus interessant ist die Komposition. Zwei Drittel des Bildes werden vom Erdteil eingenommen. Das obere Drittel ist für den Himmel bestimmt, auf dem sich der Besucher, der Mars, zentral präsentiert. Der Planet hat denselben braunen Farbton wie das Erdreich. Er ist strukturiert durch amorphe Formen, die ihn lebendig wirken lassen. Eingerahmt von zartem Gewölk in ebendiesem warmen Braun schwebt er heran. Die Himmelsstimmung in einem atmosphärischen rot orangen Farbton zaubert einen wundervollen Kontrast zur Landschaft. Auf dieser spielt sich eine märchenhafte, verzauberte, liebevolle Szene ab. Der Betrachter ist eingeladen, zahlreiche Figuren, Wesen, Bäume und Pflanzen, die sich bis zum fernen Horizont auf der Landschaft tummeln, zu entdecken.

Typisch für Brauers Arbeiten ist das Mitschwingen einer starken Symbolik. So scheint die im Bildvordergrund sitzende Frau hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Mit ihrer rechten Hand stützt sie ein sehendes Gebilde, in der linken Hand hält sie etwas, das einem großen Auge gleicht. Sie wendet dieses Richtung Mars und dreht sich auch mit dem Oberkörper dem Besucher des Himmels hinter ihr zu. Zwischen Frau und Mann bewegt sich ein weiteres Wesen tanzend, ebenfalls den Besucher musternd. Der Mann symbolisiert eine gewisse Stärke, ist aufmerksam und geistig präsent. Farblich hat ihn Brauer harmonisch mit dem fellartigen Umhang an die Landschaft und mit dem orangeroten Kleid an die atmosphärische Farbigkeit des Himmels angepasst. Brauer gelingt es auf subtile und spielerische Art, dem Bild viel Bedeutung zuzuweisen und gleichzeitig dem Betrachter bewusst genug Freiraum für die eigene Deutung zu überlassen.

Beachtenswert ist auch die strukturhafte Darstellung der Gegenstände. Eine Struktur bzw. ihre Illusion in der Malerei zu erreichen, war für Brauer fundamental und auch immer eine große und willkommene Herausforderung in seinem Schaffen. Seit jeher ist die Verbindung von Natur und Mensch eines der zentralen Themen im Schaffen von Arik Brauer, was er in diesem Bild ein weiteres Mal meisterhaft bewiesen hat.

(Sophie Höfer)