Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0347

Hubert Scheibl*

(Gmunden 1952)

„Vienna accumulation“
2017/2018
Öl auf Leinwand; ungerahmt
180 x 120 cm
Rückseitig bezeichnet, signiert und datiert: "Vienna accumulation" Hubert Scheibl 2017/18

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Meistbot: € 26.000
Auktion ist beendet.

Hubert Scheibls Malerei ist ein Spiel aus Licht und Schatten sowie unergründlicher Tiefe. Die Farbschichten dienen als Membrane, als Schleier, die vor eine tieferliegende Wahrheit, vor Unergründliches, das unsere Neugier weckt, gelegt werden.

Der Aufbau und das Spiel mit den einzelnen Malschichten führt dabei in den einzelnen Werkfolgen zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen. In Bildern der Serie „Vienna Accumulation“ trägt der Künstler die Farbe mit breiten Spachteln und Rakeln auf und erzeugt so unterschiedliche Texturen und Farbdicken. Die Oberflächenstruktur wird somit weniger planbar, zufälliger in ihrer Erscheinung. Durch die zittrige Unschärfe der Längsstreifen verschmelzen bunte Stellen und verweben Schichten in einer magischen Illusion miteinander. Mit helleren Farbtönungen und intensivem Gelb bringt Hubert Scheibl Licht in seine Komposition, das er unvermittelt an verschiedenen Stellen hervorbrechen lässt. Die vehement gezogenen Spachtelspuren vermitteln ein Gefühl von Beweglichkeit, wie wenn hier etwas in unglaublicher Geschwindigkeit an uns vorbeiziehen würde. Seine Bilder lassen einen nicht kalt, er versteht es, „die Bildfläche mit Gefühl zu berühren… seine Landschaften sind Fiktionen, innere, mentale Raumkonstruktionen, halluzinatorische Sensationen … sind Reisen ins Ich, in die Untiefen der persönlichen Psyche.“ (Florian Steininger, in: Hubert Scheibl. Plants & Murders, Ausstellungskatalog, Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg, Salzburg 2013, o. S.)

Die Neuen Wilden propagierten schon in den 1980er-Jahren in Österreich die Wiederentdeckung des Malerischen, eine neuerwachte Lust an der Farbigkeit. Der poetischste, lyrischste Künstler unter ihnen ist sicherlich Hubert Scheibl. Die Malerei versteht sich als Prozess hin zu einer verdichteten, emotional aufgeladenen Oberfläche. Dabei schwankt er in seinem Werk zwischen „direktem Ausdruck und reflexiver Distanz“ (Edelbert Köb, Kontexte, in: Hubert Scheibl. Fly. Ausstellungskatalog, Belvedere, Wien 2016/2017, S. 87) und enthüllt somit eines der Geheimnisse großer Malerei. Ein Bild kann nur das an den Betrachter weitergeben, was der Künstler hineingelegt hat. Im Falle Hubert Scheibls ist das eine fühlbare Intensität, Spuren des Unterbewussten gepaart mit Reflexionen über die Natur und das menschliche Sein.

(Sophie Cieslar)