Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0337

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Nasen Gruss“
1965
Fettkreide auf Ultraphanfolie; gerahmt
42 x 58 cm
Bezeichnet, signiert und datiert rechts unten: Nasen Gruss A. Rainer 65

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000

In den 1960iger Jahren setzt sich Arnulf Rainer mit künstlerischen Experimenten unter Einfluss von Drogen und Alkohol auseinander. Es ist eine Suche nach möglichen Wurzeln von Kreativität. Eine Bewusstseinsveränderung soll in den Zustand der Ekstase führen und die Vernunft weitgehend ausschalten. Ab dieser Zeit beschäftigt sich Rainer auch intensiv mit der Kunst geistig beeinträchtigter Künstler, die rational nicht zu begreifen ist. Die zeichnerischen Arbeiten von Arnulf Rainer basieren auf dieser Auseinandersetzung. Meist sind es Köpfe oder Profilzeichnungen mit kaum zuordenbarer Physiognomie. Schnelle Arbeiten, die aus einem plötzlichen Impuls herauswachsen. In der auf dieser Basis entstandenen phantasmagorischen Werkgruppe greift Rainer auf seine surrealen Arbeiten aus 1948/49 zurück - allerdings in einer spontanen, dynamischen und gestischen Malweise.

Bei dem vorliegenden Blatt erinnert die feine zentral sichtbare Spirale an Rainers surrealistische Zeichnungen und ist möglicherweise der Ausgangspunkt für diese Arbeit. Die Striche werden in weiterer Folge immer wilder und aggressiver. Es entstehen Formen die sich als Profil manifestieren. Die exponierte Form einer Nase ist titelgebend. Sprache sitzt im Gehirn. Passend platziert Rainer an dieser Stelle Schrift. Somit ist die Profilzeichnung eindeutig definiert. Die Verwendung einer robusten, kratzfesten Ultraphan-Folie als Bildgrund lässt den Künstler gegen einen Widerstand arbeiten und er kann die notwendige Aggression in der Strichführung ausleben. Gleichzeitig ist sie in ihrer schimmernden Existenz ein besonderes Gestaltungselement. Diese Zeichnung beeindruckt in ihrer Reduktion und Klarheit.

Die Profilzeichnungen sind richtungsweisend für die ab 1968 folgende Werkgruppe von überarbeiteten fotografischen Selbstdarstellungen.

(Christa Armann)