Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0335

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Zentralisation“
1951
Bleistift auf Papier; ungerahmt
30 x 21 cm
Bezeichnet und datiert rechts unten: TRR 51

Provenienz

ehemals Sammlung Breicha;
seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 7.000 - 14.000
Meistbot: € 16.000
Auktion ist beendet.

Das Jahr 1951 ist für Arnulf Rainer ein Jahr großer stilistischer Veränderungen. Weg vom gegenständlichen Surrealismus hin zum Automatismus und zur Abstraktion. Er experimentiert mit Blindzeichnungen. Bei seinem kurzen Besuch in Paris mit Maria Lassnig lernt er die neueste Strömung der Informellen Abstraktion kennen, welche seine Tendenz zur automatisierten Malerei bestätigt. Blindzeichnungen können seinen Anspruch nicht erfüllen und er beginnt im Geiste zu zeichnen. Blitzschnelle Kürzel entstehen durch seismografische Handbewegungen. Mit strenger Konzentration bilden sich eindeutige Gestaltungen heraus. Die Richtung zur Zentralisation und Vertikalisation war gefunden.

Die beiden vorliegenden Arbeiten sind Beispiele einer Ansammlung von Strichmaterial welches durch extreme geistige Bündelung zu einer Leichtigkeit und spielerischen Stilisierung führt. Sie sind von einer eleganten Feinheit und spontanen Sicherheit. Kein Strich zu viel, keine Rundung zu wenig. Die Präzision in diesen schnellen Darstellungen ist erstaunlich. Auch die Positionierung im Blatt ist passend. Wie eine plötzliche Eingebung, ein Gedankenblitz formieren sich die Linien zu einem Bündel, fransen aus, verknoten sich und sind vollendet.

Die beiden Arbeiten sind Raritäten und zeigen zeichnerisch die Essenz der großformatigen Mischtechniken von Vertikal- und Zentralgestaltungen von Arnulf Rainer. Die Signatur TRRR ist gleich dem Knurren eines bissigen Hundes und Rainers Markierung während dieser kurzen strengen informellen Werkphase. Es folgen Proportionsstudien und ab 1954 entstehen die ersten Übermalungen.

(Christa Armann)