Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

08. November 2022, 15:00 Uhr

0033

„Vertumnus und Pomona in einem üppigen Garten, gerahmt von zwei Säulen gestützt von phantasievollen Mischwesen“
17. Jahrhundert
Tapisserie
ca. 270 x 234 cm

Provenienz

Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Ergebnis: € 3.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ovid schildert die Liebesgeschichte von Vertumnus und Pomona in seinen Metamorphosen (Buch XIV:623-771) Pomona, die Göttin der Früchte, wurde von verschiedenen Waldgöttern umworben, hatte deren Avancen aber stets abgewehrt. Vertumnus näherte sich der wählerischen Göttin im Versuch, sie von sich zu überzeugen, in verschiedenen Verkleidungen: als Obstpflücker, als Gärtner, Fischer, Ritter und schließlich als alte Frau. Nach allerlei Verwandlungen und mithilfe seiner Überredungskünste gelang es ihm schließlich, die schöne Pomona für sich zu gewinnen.
Die Begegnungen Pomonas mit dem in immer wieder neuer Gestalt erscheinenden Vertumnus war im 16. und 17. Jahrhundert ein beliebtes Sujet um den Diskurs mit dem gebildeten Betrachter anzuregen – als Paradebeispiel gilt hier wohl Giuseppe Archimboldos aus verschiedensten Gemüse- und Früchtesorte zusammengesetzte Darstellung „Kaiser Rudolfs II. als Vertumnus“ (um 1590). Die phantasievollen, einfüßigen Mischwesen mit Brüsten, Flügeln und hundeartigen Köpfen, welche die Szenerie auf vorliegender Tapisserie umrahmen, unterstreichen wohl in diesem Sinne die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit der Natur.
Besonders in der dekorativen, monumentalen Umsetzung als Tapisserie wurde das Thema bevorzugt gewählt, um prunkvolle Gärten auch in Innenräumen zu verbildlichen – quasi um Kunst und Natur in einem raumfüllenden Erlebnis zu verbinden. Eine der berühmtesten Tapisserieserien des Vertumnus-und-Pomona-Themas wurde bereits um 1550 für Maria von Ungarn entworfen und in Brüssel gewoben - die neunteilige Serie hat sich u.a. in den Kaiserlichen Sammlungen in Wien erhalten, vgl. KHM Kunstkammer, Inv.-Nr. TXX/4 (Sabine Haag (Hg.), Fäden der Macht, Ausstellungskatalog, 14. Juli - 20. September 2015, Kunsthistorisches Museum, Wien 2015, S. 106-112). Das Thema wurde in der Folge bevorzugt in Flämischen Werkstätten weiterentwickelt und verarbeitet.