Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. Juni 2022, 17:00 Uhr

2224

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„Drei Tänzerinnen vor Feuer“
1990-2000
Öl auf Leinwand; gerahmt
118 x 146 cm
Rückseitiger Verweis von fremder Hand: Aus dem Nachlass von Franz Grabmayr Entstehungszeitraum 1990-2000

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.

Schwarze Farbspuren fügen sich vor einem orange-roten Hintergrund zu dynamischen, figürlichen Strukturen. Franz Grabmayr malt drei Tänzerinnen vor einer hoch aufflammenden Feuersbrunst. Für seine „Feuerbilder“ entfachte der gebürtige Kärntner Maler Lagerfeuer in den Sandgruben und Steinbrüchen seiner Wahlheimat, dem Waldviertel – gerne auch nachts. Bisweilen lässt er davor Modelle nackt tanzen. Vor den lodernden Flammen erscheinen die Körper der Tänzerinnen schemenhaft und fragmentiert. Die entfesselte orange-rote Farbgewalt verschluckt förmlich Teile der menschlichen Silhouetten.

Bereits während seiner Studienzeit an der Akademie konzentriert sich der für seine schweren, kraftvollen Materialbilder berühmte Maler auf die bewegte Figur und malt – angeregt von einer Pantomime – seit Ende der 1960er Jahre erste „Tanzbilder“. Bis 2012 bleibt der Tanz ein Hauptmotiv in Grabmayrs Werk. In den kalten Wintermonaten entstehen viele Tanzbilder im Wiener Atelier oder während Ballettproben und -aufführungen in der Wiener Staatsoper, wohingegen Grabmayr im Sommer im Waldviertel und gewöhnlich inmitten der Natur malt. Viele von Grabmayrs Tanzbildern sind „Tanzblätter“ – mit Tuschfarben auf Papier gemalt. In den schweren Ölgemälden äußern sich Bewegung, Dynamik, Rhythmus und Vitalität des Tanzes vordergründig über den Mal-Akt beziehungsweise über die Mal-Aktion: Während in archaischer Ekstase vor der Feuerstelle getanzt wird, lässt sich Grabmayr auf dem Anhänger eines Traktors – in seiner selbst installierten „fahrenden Werkstatt“ – im Kreis herumfahren und hält indes die Tanz- und Flammenbewegungen fest. Diese verschmelzen im Laufe des Malprozesses zu einer Einheit. Leidenschaftlich, impulsiv und in einem dem Tanz ähnlichen Trance-Zustand trägt der Maler die Farbe auf, schleudert sie kraftvoll auf die Leinwand. In der Werkbetrachtung werden uns die Wucht und die Masse des Farbauftrags leb- und körperhaft bewusst.

(Isabell Kneidinger)