Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. Juni 2022, 17:00 Uhr

2223

Carl Unger*

(Wolframitzkirchen, Znaim 1915 - 1995 Wien)

„Flugbrücke“
1961
Öl auf Leinwand; gerahmt
72 x 141 cm
Signiert und datiert rechts unten: C. Unger 61

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wieland Schmid, Carl Unger, Salzburg 1998, Abb. Nr. 18;
Franz Smola, Carl Unger (1915-1995). Variationen. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Katalog Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2006, WV-Nr. 154 (o. Abb.).

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Innerhalb der österreichischen Malerei der Nachkriegszeit nimmt Carl Ungers Kunst einen besonderen Platz ein. Entgegen der oft vertretenen Zuschreibung seiner Kunst zur Abstraktion hat Unger Zeit seines Lebens den thematischen Bezug zu konkreten Motiven und einen naturalistischen Ansatz nie verloren. Stets ist Unger vom Gegenstand inspiriert, malt direkt vor der Landschaft und abstrahiert dann das Gesehene. Er meint durch das Gesehene durchzuschauen und so den Weg zur Abstraktion zu gehen. Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens war jedoch die expressive Vorgangsweise Herbert Boeckls. Er war von 1935 bis 1939 Ungers Lehrer an der Akademie der bildenden Künste und hat während der Studienzeit und darüber hinaus künstlerisch einen großen Eindruck auf Unger gemacht. Auch privat blieben sie zeitlebens verbunden, da Unger 1943 Boeckls Tochter Maria heiratete.

Das Hauptmotiv in Ungers Kunst ist vornehmlich die Landschaft, die er mit seinem unverkennbaren Blick auf die Welt, in schönster Reduktion und leuchtenden Farben umzusetzen wusste. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre beschäftigte sich Unger mit Flugbildern. Er setzte sich mit diesem Motiv sowohl in Form der Ölmalerei als auch mittels der Aquarellmalerei auseinander. Er stand in dieser Phase unter dem Eindruck des Tachismus und war durch seinen Aufenthalt in Sanary in der Nähe von Toulon im Sommer 1957 in seiner Farbigkeit intensiver und der Farbwahl bestimmter geworden. Das Bild „Flugbrücke“ spricht in seiner klaren Farbigkeit und überlegten Ordnung der abgegrenzten Farbflächen den Betrachter gleich an. Ein strahlendes Blau, beige Töne und Braun sind in gekonnter Weise zueinander gesetzt. Durch die Abstraktion des Motivs lässt sich eine Flughafenszene nur durch den Titel „Flugbrücke“ erahnen. Der breite, gebogene Farbstreifen im Zentrum des Bildes und die kräftigen, schräg angesetzten Farbflächen im oberen und unteren Bildteil tragen zu einer gewissen Dynamik des Dargestellten bei. Kraft und Ordnung, Klarheit und Farbigkeit üben in diesem Bild eine unfehlbare Anziehung aus. Carl Unger zählt mit seinem künstlerischen Vermächtnis nicht umsonst zu jenen Künstlern, die in Österreich den Anschluss an die internationale Kunstszene erwirkt haben.

(Sophie Höfer)