Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. Juni 2022, 17:00 Uhr

2229

Xenia Hausner*

(Wien 1951)

„Rose (Rosemarie Fendel)“
1994
Acryl auf Hartfaser; gerahmt
200 x 150 cm
Monogrammiert und datiert rechts mittig am Rand: X.H. 94
Rückseitig bezeichnet, monogrammiert und datiert: Rose, X.H. 94

Provenienz

Galerie Thomas, München;
Privatbesitz, Köln

Ausstellung

1996, Galerie Thomas, München, Xenia Hausner, 13. September bis 23. November 1996

Literatur

Britta Schmitz (Hg.), Xenia Hausner. Liebesfragmente, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Wien, Museum der bildenden Künste Leipzig, Köln 1997, Abb. Nr. 17, S. 163;
Galerie Thomas (Hg.), Xenia Hausner. Menschenbilder, Ausstellungskatalog, Galerie Thomas München, München 1996, Abb. o. S.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Ich war vollkommen glücklich mit dem Bühnenbild, bis ich das unbestimmte Gefühl bekam, dass ich nicht länger im Team arbeiten wollte. Im Theater gibt es tausend Dinge, die auf das Ergebnis Einfluss nehmen, es ist immer ein Kompromiss. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich spürte, dass mich Kompromisse nicht mehr interessierten, ins Atelier zu gehen und genau das zu tun, was ich wollte, das war für mich Freiheit“ (Xenia Hausner, in: Xenia Hausner. True Lies, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2021, S. 61).

1994, als das Bildnis der Rosemarie Fendel entsteht, ist es gerade zwei Jahre her, dass Xenia Hausner beschlossen hat, sich ausschließlich der Malerei zu widmen. Davor hatte sie große Erfolge als Bühnenbildnerin in den renommiertesten Theater- und Opernhäusern weltweit und auch für Filmproduktionen gefeiert. Die Bekanntschaft mit der Dargestellten geht auf diese Zeit zurück. Fendel, 1927 in Koblenz geboren, war Theater- und Filmschauspielerin, hat sich aber auch als Regisseurin einen Namen gemacht. In zahlreichen Produktionen arbeiteten Hausner und Fendel Seite an Seite.

Xenia Hausner hat ihre Freundin Rose in herrschaftlicher Pose, auf einem Lederfauteuil sitzend, mit einem Schäferhund zwischen den Beinen dargestellt. Sie trägt einen roten Talar, wie ihn Richter oder Akademiker bei feierlichen Anlässen tragen. Dadurch versetzt sie die Sitzende in eine zeitlose Sphäre, hebt sie „aus einem bloß gegenwärtigen Kontext heraus“ (Philipp Bloom, in: True Lies, S. 15). Der Hund steht für Mut, Treue und Loyalität – Eigenschaften, die sicherlich auch eine gute Freundschaft auszeichnen. Schon in der Renaissancezeit und auch in den folgenden Jahrhunderten ließen sich vor allem junge Adelige mit Hunden darstellen, deren offenkundige Eigenschaften vom Betrachter auch ihren Besitzern zugeschrieben wurden. Wir denken an Bildnisse von El Greco, Tizian, Peter Paul Rubens und die englischen Adeligenporträts des 17. und 18. Jahrhunderts, wie zum Beispiel eines Thomas Gainsborough. So nimmt Xenia Hausner hier wohl bewusst ikonografische wie auch kompositionelle Anleihen an der Bildnismalerei vorangegangener Jahrhunderte. Der wild gemusterte Bodenbelag bildet einen Kontrapunkt zu den weitgehend monochromen Farbflächen im Hintergrund – imaginierte Wände eines Raumes – und bringt „ein starkes materielles und expressives Eigengewicht in die Szenerie ein“ (Katharina Sykora, in: True Lies, S. 134).

(Sophie Cieslar)