Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

30. Juni 2022, 15:00 Uhr

2052

Norbertine Bresslern-Roth*

(Graz 1891 - 1978 Graz)

„Schneeleopard“
1939
Öl auf Jute
80 x 110 cm
Signiert rechts oben: Roth
Rückseitig am Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: "Schnee-Leopard", Öl / N. B.-Roth, Graz

Provenienz

Nachlass von Else Schrader, einer Schülerin von Norbertine Bresslern-Roth;
Privatbesitz, Steiermark

Ausstellung

2003 Graz, St. Veiter Schlössl

Literatur

Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 112;
Michael Stoff (Hg.), Bresslern-Roth. eine Hommage im St. Veiter Schlössl, Graz 2003, Coverbild des Kataloges sowie Abb. S. 68f.;
Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26.10.2016-17.04.2017, Graz 2016, WV-Nr. 170 (m. Abb.) sowie Abb. S. 185

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 210.100 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ursprünglich stammte die in Graz geborene und als Tiermalerin bekannt gewordene Norbertine Bresslern-Roth aus einfachen Verhältnissen. Bereits in der Volksschule wurde ihr künstlerisches Talent entdeckt und gefördert. Alfred Schrötter von Kristelli war ihr erster Mal- und Zeichenlehrer. Er gab ihr ab 1901 kostenfreien Unterricht – zuerst privat und danach an der Landeskunstschule in Graz. Schrötter pflegte Kontakte zur Künstlerkolonie in Dachau – dadurch gelangte auch Bresslern-Roth ab 1907 für mehrere Sommermonate dorthin und erhielt bei dem Landschafts- und Tiermaler Hans von Hayek Unterricht. Weiters vermittelte Schrötter seine Schülerin an den Druckgrafiker und Porträtisten Ferdinand Schmutzer nach Wien, bei dem sie von 1911 bis 1917 zuerst an der Damenakademie, dann in seinem Atelier an der Akademie der bildenden Künste, studierte. Nach ihrer Ausbildung kehrte sie nach Graz zurück. Sie verbrachte dort ihr restliches Leben als freischaffende Künstlerin, arbeitete als Grafikerin und Illustratorin. Darüber hinaus gab sie auch Privatunterricht.

Ihr besonderer Stil zeichnet sich vor allem durch den Auftrag der Farbe aus: Diese wurde üblicherweise von der Künstlerin mittels Borstenpinsel auf eine weiß grundierte Jute getupft. Im Zusammenspiel mit dem grobmaschigen Trägermaterial entsteht ein flirrender Effekt – ein besonders auffallendes Charakteristikum von Bresslern-Roth. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemälden, verwendete sie bei dem „Schneeleopard“ eine sehr gedeckte Farbpalette. Ihre Formensprache blieb zeit ihres Lebens realistisch.

Ausgefüllt wird das Gemälde von dem mächtigen Körper einer Schneeleopardin, deren Größe fast den Rahmen zu sprengen scheint. Trotz liegender Pose steht die Schwere und die Masse der Muskeln im Vordergrund. Vor der Schneeleopardin tollen zwei Junge unter dem wachsamen Blick ihrer Mutter. Sie scheinen noch nichts vom Ernst des Erwachsenseins zu ahnen. Die drei Figuren verschwimmen nahezu miteinander und bilden ein Gewirr aus Körpern. Doch gerade diese Verdichtung der Körper macht das feine Verständnis der Künstlerin für die Anatomie der Tiere augenscheinlich.
(Petra Hammer-Maier)