Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

05. April 2022, 15:00 Uhr

0005

Anton Faistauer

(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)

„Obst- und Blumenstillleben mit brauner Flasche“
1921
Öl auf Leinwand
68 x 95 cm
Signiert und datiert rechts oben: A. Faistauer / 22.I.1921
Künstlerhaus-Etikett rückseitig auf Keilrahmen 1921/2326 (von Herrn Nikolaus Domes, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt) sowie Besitzervermerk "Ök. Rat Sonnberger" auf altem Etikett

Provenienz

Familie des Künstlers;
dort erworben, Privatbesitz, Steiermark

Literatur

Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887-1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 224, S. 146 (mit s/w-Abb.);
Albin Rohrmoser, Anton Faistauer 1887-1930. Abkehr von der Moderne, Untersuchung zur Stilentwicklung, Salzburg 1987, Taf. Nr. 92 (Abb.), Kat. 108

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Auktion ist beendet.

Als Maler und Grafiker avancierte Anton Faistauer zu den wichtigsten Vertretern der modernen Malerei im 20. Jahrhundert. Dabei gingt es ihm weniger um eine expressive Übersteigerung als vielmehr um eine innere Wahrheit. Nachdem er das Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Alois Delug und Christian Griepenkerl abgebrochen hatte und aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb 1909 mit Egon Schiele und anderen die "Neukunstgruppe" gegründet hatte, suchte Faistauer nach einer individuellen künstlerischen Bildsprache. Inspiration fand er vor allem in der französischen Malerei von Paul Cézanne. im Jahr 1909 fand auch die erste Ausstellung im Kunstsalon Pisko statt. 1913 debütierte Faistauer in der Münchner Galerie Thannhauser. Im gleichen Jahr eröffnete die Galerie Miethke seine Kollektivausstellung. Zu seinen prominenten Käufern zählten der Wiener Sammler Heinrich Rieger, der ungarische Kunsthändler Marcell Nemes, Fürstin Lichnowsky und der Schriftsteller Siegfried Trebitsch. 1915 kehrte Faistauer kriegsbedingt nach Maishofen zurück. Nach dem Krieg wurde Salzburg seine Heimat. 1925 beteiligte er sich neben Oskar Kokoschka an der Internationalen Kunstausstellung in Zürich. Im darauffolgenden Jahr erhielt er seinen wichtigsten Auftrag – die malerische Ausgestaltung des Salzburger Festspielhauses. Faistauer starb 1930 an den Folgen einer Magenoperation.

Neben Porträts und Landschaften malte Faistauer immer wieder Stillleben, die sich an der Malkunst von Paul Cézanne orientieren. Dabei verfolgte der Maler eine klare und ausgewogene Formensprache. Das vorliegende Ölbild ist mit 22. Jänner 1920 datiert. Am gleichen Tag heiratete Faistauer seine zweite Ehefrau, die zehn Jahre jüngere Emilie Ehrenberger aus Wien. Im Sujet vereinen sich Früchte, Blumen und eine braune Flasche am ovalen Tisch zu einem harmonischen Gesamtbild. Wie im Porträt seiner Schwester Anna, greift Faistauer auch hier auf eine abgedunkelte Farbpalette in samtigen Erdtönen zurück. Dabei setzt der Künstler die roten Früchte in Komplementär-Kontrast zur Obstschale und den Blättern. Faistauer gelingt es, ein scheinbar banales Motiv in ein stimmungsvolles Sujet in expressiver Manier zu verwandeln.
(Stefan Üner)