Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

08. Juli 2021, 14:00 Uhr

2031

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„Parklandschaft, Förever Park in der Mittagssonne“
1926
Öl auf Holz
35 x 35,5 cm
Monogrammiert links unten (geritzt): CM
Rückseitig Künstlerhaus-Etikett: 1926/1367 (von Herrn Nikolaus Domes, Künstlerhaus Archiv Wien, bestätigt)

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1926 Wien, Künstlerhaus, 47. Jahresausstellung, Nr. 468

Gutachten Dr. Heinrich Fuchs, Wien, 17. Oktober 1986, liegt in Kopie bei.

Das Gemälde wurde von Frau Dr. Cornelia Cabuk unter der Nummer GE 377 A für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 102.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Gemälde der Parklandschaft um Schloss Oberufer/Förev bei Pressburg/Bratislava lag Molls künstlerisches Ziel in der authentischen Schilderung der momenthaften Impression des naturbelassenen Augebiets im hellen Mittagslicht. In kräftigen Farben beschrieb er alle Facetten des Lichts, das durch die dichten Baumkronen drang. Im freien, impulsiven Duktus werden die unterschiedlichen Reflexionen auf dem Wiesenboden, auf der Baumrinde und den dichten Laubbäumen deutlich. Selbst die Tiefe der Waldlandschaft markierte Moll durch verschiedene Helligkeitswerte und Nuancen, welche das Blickfeld erweitern bis zum fernen Auwald. Gemäß den französischen Impressionisten, die er bewunderte, nannte Moll im Titel Ort und Tageszeit der Entstehung. Er hat den divisionistischen Farbauftrag dynamisch aufgelockert, durch seine expressive, spontane und abstrahierende Pinselschrift seines Spätstils bereichert und dabei mit dem Pinselstiel an verschiedenen Stellen grafische Ritzungen der Maloberfläche vorgenommen.

Als Mitbegründer der Secession und Leiter der Galerie Miethke in Wien hat Moll einen wesentlichen Beitrag zur Durchsetzung der Moderne in Österreich geleistet. Bereits vor 1920 verbrachte er immer wieder längere Zeit in Förev als Gast des Tabakmagnaten von Zsolnay, wo er en plein air malte. Die Mutter des späteren Verlagsgründers Paul Zsolnay, Andy Zsolnay-Wallerstein, bildete dort einen Salon, zu dem Julius Meier-Graefe, Franz Werfel, Gerhart Hauptmann und Arthur Schnitzler zählten. Moll wählte das Bild für die 47. Jahresausstellung des Künstlerhauses, wo er für den Bund Österreichischer Künstler ausstellte, der aus der Kunstschau hervorgegangen war. Seine Sympathie lag bei der jungen Generation, Andersen, Boeckl, Böhler, Frankl, Gütersloh, Herzmansky, Huber und Kokoschka. In einer Rezension schrieb Arthur Roessler: „[…] dass Professor Moll seine Bilder neben die mitunter exzessiven Malereien der extremsten österreichischen Jungradikalen zur Schau hing […] Mutig wie eh und je stellte sich Moll mitten in die Schar verhöhnter, verpönter und verrufener Kunstrevoluzzer […].“
(Cornelia Cabuk)