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Jan Massys
(Antwerpen 1509 - 1575 Antwerpen)
„Lustige Bauerngesellschaft“
1560er Jahre
Öl auf Holz, parkettiert
50,5 x 66,5 cm
Provenienz
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin, 17. April 1928, Lot 150, Tafel 27 (als Pieter Balten; in der Katalogbeschreibung "mit Gutachten von Th. v. Frimmel");
deutsche Sammlung
Kurz-Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 25. September 2020, liegt bei.
Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.
Jan Massys wurde um 1509 als Sohn eines der führenden Antwerpener Künstler, Quentin Massys, geboren. Er arbeitete wohl in der Werkstatt seines Vaters und erhielt 1531 die Meisterwürde der Antwerpener Lukasgilde. Vor 1544, dem Beginn seiner Verbannung als heimlicher Reformierter, sind keine gesicherten Bilder bekannt. Erst nach seiner Rückkehr um 1558 finden sich zahlreiche signierte und datierte Werke, so dass auch unsignierte Bilder diesem Künstler anhand seines handwerklichen Stils zugeordnet werden können.
Nicht erst im 17. Jahrhundert, wie beispielsweise bei Jan Brueghel dem Älteren oder Pieter Brueghel dem Jüngeren, war es üblich dass ein erfolgreich verkauftes Thema von den Künstlern immer wieder in verschiedenen Variationen verarbeitet wurde. Diesem typischen Verfahren frönte auch Jan Massys mit seinen großen Bauerngestalten, die in Räumen singen, trinken, musizieren und vor allem lachen. Von diesen Figuren gibt es immer eine Person, die den direkten Blickkontakt zum Betrachter ‚sucht‘. Typisch für diesen Maler sind auch die ‚sprechenden Fingerzeige‘, die den Betrachter auf direktem Wege auf inhaltliche Deutungsmöglichkeiten hinweisen. So weist der Finger des mittleren Mannes auf das Geschlecht des die Frau umarmenden Mannes rechts, und der des linken Mannes auf die Öffnung des Kruges, der als Anspielung auf die Empfängnisbereitschaft der lachenden Frau gedeutet werden kann (vgl. Kurz-Gutachten Dr. Klaus Ertz, 25. September 2020).
Die vorliegende Komposition steht einer 1564 datierten und signierten „Lustigen Gesellschaft“ im Kunsthistorischen Museum, Wien, besonders nahe (Inventar Gemäldegalerie, 963). Eine weitere „Fröhliche Bauerngesellschaft“ in Brünn zeigt ebenfalls einen ähnlichen Bildaufbau und die charakteristisch markante Figurengestaltung (Moravská Galerie, Brno, Inv.-Nr. A 399). Zweitere ist 1562 datiert, so dass auch für vorliegendes Gemälde eine Entstehung in den 1560er Jahren angenommen wird.