Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. März 2020, 17:00 Uhr

0618

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Fußmalerei“
1977/89
Öl auf Platte; gerahmt
73 x 50 cm
Monogrammiert rechts unten: R
Rückseitig signiert, datiert und betitelt: A. Rainer 77/89, Fußmalerei 77

Provenienz

Privatbesitz, Steiermark

Schätzpreis: € 25.000 - 35.000
Ergebnis: € 47.520 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ab Anfang der 1970er Jahre nimmt die internationale Anerkennung Arnulf Rainers immer mehr zu. Er wird auf die Biennale in Sao Paolo eingeladen, vertritt Österreich auf der Biennale in Venedig und erhält den Großen Österreichischen Staatspreis. 1982 werden seine Arbeiten auf der Documenta in Kassel gezeigt. In dieser Zeit beschäftigt sich der Künstler parallel zu den „Totenmasken“ und der „Van Gogh-Serie“ mit Übermalungen und Finger- und Fußmalereien, manchmal auch Kombinationen. Das Malen mit Fingern, Händen und Füßen ermöglicht eine Unmittelbarkeit, einen direkten Übertrag gelebter Emotionen auf den Bildträger. Arnulf Rainer „schlägt, klatscht und wischt über die Oberfläche... gestattet sich nicht zu denken, er arbeitet zu rasch, als dass er das Bild im Detail unter Kontrolle halten kann“ (Antonia Hoerschelmann, Helmut Friedel (Hg.), Arnulf Rainer, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2014/2015, S. 164).

In einem Zeitraum von über zehn Jahren arbeitet Arnulf Rainer immer wieder an nebenstehender „Fußmalerei“, löscht durch die zahlreichen Schichten die Spontaneität der ersten Farbhiebe gleichsam aus. Es ist ein Beleg dafür, wie komplex seine Übermalungen sind. Man kann nicht einfach eine schwarze Farbschicht über alles legen und ein Werk für vollendet erklären. Denn immer geht es ja auch um das Darunter und wieviel davon noch preisgegeben werden soll und darf. Am oberen und den seitlichen Rändern kann man noch zarte Andeutungen der kräftigen Farben erahnen, die ganz unten heftige und kraftvolle Lebenszeichen von sich geben. Blau, ein intensives Rot und Gelb quellen unter dem allmächtigen Schwarz hervor. Aber auch dieses Schwarz ist aus mehreren Farbschichten aufgebaut, sodass es vibriert und eine unendliche Tiefe, den unergründlichen Weiten des Weltalls gleich, suggeriert, gleichzeitig schluckt diese Übermalung jedes Licht, „nimmt es auf in ihr geheimnisvolles Dunkel“ (Hoerschelmann, Friedel, S. 159). Die Oberfläche weist Schrunden und Krater auf, die dem heftigen Farbauftrag mittels der Füße geschuldet sind. Kraft und Spontaneität bahnen sich hier ihren Weg. Das Darunterliegende wird von einem „emotionalen Malgestus überlagert“ (Hoerschelmann, Friedel, S. 46) und „die Wahrheit des Bildes wächst, wenn es sich mehr und mehr verdunkelt“ (Arnulf Rainer 1984, in: s.o., S. 28). (Sophie Cieslar)