Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

04. März 2020, 14:00 Uhr

0123

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Kegler, Sommerabend“
1979
Öl auf Leinwand
75 x 120 cm
Monogrammiert links unten: W.B.

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wieland Schmid u. a., Werner Berg, Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1230, s/w-Abb. S. 332

Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
Ergebnis: € 255.950 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die archaische, kleinbäuerliche Welt des slowenischsprachigen Unterkärntens veränderte sich in den Jahrzehnten seit Werner Bergs Ansiedlung auf einem abgelegen Bergbauernhof grundlegend. Seit 1931 bewirtschaftete er mit seiner Familie unter einfachsten Bedingungen als Maler und Landwirt seinen Rutarhof. Sein Ziel war, ein Leben zu führen, das „in sich selbst Sinn habe und mit täglicher Anschauung gesättigt sei“. Gegen Ende seines Lebens beklagte er jedoch oft die zunehmende „Bildarmut“ des ihn einst mit einer Vielzahl von Eindrücken umgebenden Landlebens durch Industrialisierung und Wandel der Arbeitswelt. Umso aufmerksamer registrierte er alle Veränderungen, was ihn zu einigen neuen Themen führte. In seinen letzten Lebensjahren brachte er dabei auch seine persönliche Vereinsamung zum Ausdruck. So gelangten um 1960 die Kegelspieler erstmals in seine Bildwelt. Bei den verschiedenen Kirch- und Festtagen wurde oft am Rande des Geschehens auf der Wiese oder einer Erdbahn gekegelt – weder die dazu erforderliche Geschicklichkeit noch die genauen Regeln des Spiels interessierten den Künstler, wohl aber der Ernst der, ganz dem Spiel hingegebenen, statuarisch aufgereihten Akteure. Nicht selten wurden dabei hohe Summen verspielt und zuweilen gingen durch den Verlust der als letzten Einsatz gegebenen Höfe ganze Existenzen zugrunde. Während in ersten Bildern dieser Thematik noch eine der Figuren die Kugel stoßend hervortritt, fällt in den letzten, konzentriertesten der Serie jeder äußerlich erkennbare Anlass weg.
In der, das vorliegende Bild auslösenden, realen Begebenheit, standen die Kegler auf einem Damm über der Straße (beim Gasthof Edelbauer in Einersdorf, nahe Bleiburg), von wo aus Berg sie beobachtete. Der durch eine Bergsilhouette bereicherte Horizont lag tief unter ihnen. Dies und die, lange Schatten werfende, sinkende Sonne verleihen den deutlich überlängten Figuren monumentale Größe. Zum Thema wird deren schicksalsergebene Vereinsamung in einer verlöschenden Welt. Mit der Summe seiner Lebenserfahrung und am Höhepunkt seiner Malkunst schildert Werner Berg seine eigene existentielle Situation.
(Harald Scheicher)