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Stanley W. Casselmann, geboren in Phoenix, Arizona, studierte am Richmond College in London und am Pitzer College in Claremont, Kalifornien, und lebt und arbeitet in New York. Seine Bilder zeigen eine Auseinandersetzung mit der geometrischen Abstraktion, der Farbfeldmalerei Mark Rothkos und Helen Frankenthalers und dem abstrakten Expressionismus Joan Mitchels und Gerhard Richters. Letzterem hat er in den Jahren 2012 bis 2014 eine eigene Serie gewidmet „IR“ – Inhaling Richter.

Die intensive Auseinandersetzung mit Gerhard Richter ist der sogenannten „Saltz Challenge“ zu verdanken. Nachdem ein Werk des deutschen Künstlers auf einer New Yorker Auktion für $ 34,2 Millionen verkauft worden war, rief der Kunstkritiker Jerry Saltz junge Künstler dazu auf, Bilder hoher Qualität in der Art Richters zu malen. Casselman fand diese Idee faszinierend und abschreckend zugleich. Ein reines Kopieren kam für ihn nicht in Frage, vielmehr vertiefte er sich in die geheime Bildsprache von Richters Meisterwerken, dekodierte sie und fand zu seiner eigenen Interpretationsweise. Casselmans Zugang ist geplanter, konstruierter, wie ein architektonischer Bauplan: so spontan die Bilder auch wirken, nichts ist dem Zufall überlassen. Bereits in der untersten Malschicht wird die Komposition eines Bildes genau angelegt und in den darauffolgenden Schichten verstärkt und vertieft.

„The only place where I find absolute logic is the pure abstraction“ (https://www.widewalls.ch/artist/stanley-casselman/, zugegriffen am 5.10.2019), lautet ein Statement des Künstlers. Die Abstraktion ist somit zentraler Angelpunkt in seinem Werk. Die Bilder der IR-Serie haben reliefartige Texturen, wirken wie Teile der Erdoberfläche und weisen eine unglaublich komplexe und intensive Farbgebung auf. Die faszinierende Oberflächengestaltung entsteht durch die Verwendung von Rakeln in verschiedenen Größen, wie sie auch zur Fenster- und Bodenreinigung eingesetzt werden. Casselman gelingt es mit diesen ungewöhnlichen Malwerkzeugen einzigartige Kunstwerke zu kreieren. Dass der Künstler seine Ausbildung als Bildhauer begonnen und dann erst zur Malerei gewechselt hat, kommt seinem Gefühl für das Räumliche, seinem taktilen Empfinden sehr entgegen. Wie kein anderer versteht er es, mittels übereinander gelagerter Farbschichten Tiefe, Rhythmus, Licht und Bewegung in seine Bilder zu bringen. (Sophie Cieslar)