Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Juni 2019, 16:00 Uhr

0493

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Vor der Heimfahrt“
1958
Öl auf Leinwand
65 x 75 cm
Monogrammiert links unten: W.B.

Provenienz

direkt vom Künstler erworben;
seither Privatbesitz, Kärnten

Literatur

Wieland Schmid u. a., Werner Berg, Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 496, s/w-Abb. S. 279

Schätzpreis: € 100.000 - 170.000
Ergebnis: € 183.900 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Eine junge Frau und ein Bauer begegnen sich an einem Winterabend nach dem Wochenmarkt in Völkermarkt. Die Bauern und Keuschler aus der Umgebung waren in die Kleinstadt gekommen, um ihre spärlichen Erzeugnisse feilzubieten. Tauschen sie nun, sich verabschiedend, ein paar letzte Eindrücke aus? Der Pferdeschlitten ist bereit zur Abfahrt. Werner Berg hielt die Begebenheit – sicherlich eine seiner berührendsten Figurenkompositionen – in einer in äußerster Eile flüchtig hingeworfenen Skizze fest. Das zurückblickende Pferd, das Zueinander der beiden Menschen, die Besonderheit des Augenblicks musste unmittelbar im Kern erfasst werden. Geradezu stenographisch zeichnete der Künstler in seinen Skizzenblock. Aus dem zusätzlich erinnernd Imaginierten entstand im Atelier das Bild: der tiefverschneite Platz mit den Passanten und Häusern im Hintergrund hinter denen ein dünner Sichelmond aufgeht. Für Werner Berg bot sich in den verschiedenen Situationen seines Alltags immer wieder ein Stück kleines Welttheater – unscheinbar und doch voll Schwingung und Bedeutung. Selten hat der Künstler seine kleine Welt so stimmungsvoll dargestellt, ist der Blick auf sie so liebevoll, wie in diesem Werk, das auch koloristisch mit seinen Kontrasten von Rot-Grün und Türkis-Violett die winterliche Vorabend-Stimmung meisterhaft wiedergibt. Gerade bei diesem Bild wird deutlich, wie streng bauend der Maler im Atelier vorging, um in der Komposition seiner Bilder dem entfliehenden Augenblick dauerhafte Form zu geben. „Dass ich vom kleinsten Natureindruck her das Bild aufbauen muss, ist für mich stets ein Vorteil gewesen. Wenn man vielleicht auch bedauert, nicht mehr festgehalten zu haben. Indem man von der Skizze aus das Bild aufbaut, muss man die Form des Bildes, seine Verhältnisse, seinen Farbklang völlig neu schaffen“, erklärte Werner Berg dazu.
(Harald Scheicher)