Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Juni 2019, 16:00 Uhr

0495

Max Liebermann

(Berlin 1847 - 1935 Berlin)

„Bildnis Paul von Hindenburg - Studie“
1927
Öl auf Holz, parkettiert
41 x 31,5 cm
Signiert rechts oben (nachträglich): M Liebermann

Provenienz

Max Braunthal, Frankfurt a. Main (1930);
Dr. Haubrich, Köln;
Lempertz, Köln, 575. Auktion, 05.12.1979, Nr. 404;
Sotheby's, London, 24.02.1982, Nr. 122;
Privatbesitz, Berlin

Ausstellung

Lempertz, Köln, 465. Auktion, 03.06.1961, Nr. 268, Taf. 31;
Lempertz, Köln, 575. Auktion, 05.12.1979, Nr. 404, Taf. 47;
Sotheby's, London, 25.03.1981, Nr. 131;
Sotheby's, London, 24.02.1982, Nr. 122;

Literatur

Jahrbuch des Provinzialismus zu Hannover, N. F., Bd. 3, 1928, S. 17;
Hans Ostwald, Das Liebermann-Buch, mit 270 Illustrationen, Berlin 1930, Abb. 207, S. 397 (dort ist die Studie noch nicht signiert und die unteren Ecken sind noch nicht ausgemalt);
Matthias Eberle, Max Liebermann 1847-1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Band II, 1900-1935, in Zusammenarbeit mit dem Paul Cassirer-Archiv (Walter Feilchenfeldt, Zürich) und mit Unterstützung der Erben Max Liebermanns, München 1996, WV-Nr. 1927/1, S. 1172 (mit s/w-Abb.)

Schätzpreis: € 18.000 - 25.000
Ergebnis: € 21.760 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Bei vorliegendem Bildnis handelt es sich um eine Kopfstudie der ersten Fassung des Porträts von Paul von Hindenburg (1847-1934), der 1925 als Kandidat der vereinigten Rechtsparteien zum Reichspräsidenten gewählt worden war. Die Kopfstudie zeigt Hindenburg im Alter von 80 Jahren in derselben Position wie auf dem ausgeführten Bildnis, das im Auftrag der Stadt Hannover entstand und sich heute in der Sammlung des Niedersächsischen Landesmuseums befindet.
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg entstammte einem alten preußischen Adelsgeschlecht. Als junger Offizier nahm er an den Kriegen gegen Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) teil. 1911 zog er sich ins Privatleben zurück, beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam er als ruhmreicher Heerführer wieder zum Einsatz und war von 1916 bis 1918 Chef der Obersten Heeresleitung.
Der Demokrat Max Liebermanns nahm Hindenburg gegenüber eine distanziert-kritische Haltung ein. Als Liebermann 1925 gefragt wurde, was er von Hindenburg halte, meinte Liebermann: "Wissense wat (...) ick hab ihn nicht gewählt, ick bin Demokrat. Aber wenn er sechs Monate so weitermacht, wie er in diesen ersten sechs Wochen sich benommen hat, dann werde ich ihn auch wählen." (vgl. Eberle 1996, S. 1173). Einem Bekannten erzählte Liebermann von den Sitzungen zu dem Porträt. Hindenburg habe immer nur nach dem Essen Zeit gehabt "...und denn is er miede, und da sitzen wir alten beiden Esel einander gegenüber, und ick versuche ihn wach zu halten, aber womit soll ick ihn schon unterhalten? Ick frage ihn also - wat soll ick ihn schon fragen - 'wat lesen Exzellenz nun so? 'Ick lese jarnischt. Wat soll ick och lesen?' "Na, zum Beispiel, sage ick, 'Joethe.' 'Nee, is mir zu unmoralisch.' 'Na, immerhin verdanken wir seiner Unmoral die scheensten deitschen Jedichte.' 'Ja, det is, was die Leite immer zu seiner Entschuldigung sagen!" (vgl. Eberle 1996, S. 1173)