Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0852

Helmut Leherb*

(Wien 1933 - 1997 Wien)

„Der grosse Magier“
Öl auf Leinwand; gerahmt
136,5 x 115 cm
Signiert rechts unten: Leherb
Rückseitig bezeichnet und signiert: "Der grosse Magier" Leherb

Provenienz

2010 im Auktionshaus im Kinsky Wien erworben, 81. Auktion (lot 25);
seither europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 42.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Helmut oder auch Maître Leherb, eigentlich Helmut Leherbauer, absolvierte Studien an der Universität für angewandte Kunst in Wien, der Akademie der freien Künste in Stockholm und schließlich an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh, in dessen Art Club er sich mit surrealistischen Tendenzen auseinandersetzte. Nach Paris übersiedelt, wandte sich Leherb einer Neuinterpretation des Surrealismus zu. Damit stand er im künstlerischen Zeitgeist, wenn auch autobiografische Erlebnisse nach eigener Aussage seine Neigung zum Surrealistisch-Phantastischen förderten. 1964 schuf Leherb sein „Zeitzerstörungsmanifest“, das als österreichischer Beitrag für die Biennale in Venedig nominiert, jedoch durch den damaligen Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic verhindert wurde. Der Skandal beschleunigte Leherbs internationale Bekanntheit. Die Beschäftigung mit dem Surrealismus französischer und belgischer Prägung im Einflussbereich der Assemblagen Jean Dubuffets führte zu plastischen Arbeiten. Um der Vergänglichkeit auf eigene Weise die Stirn zu bieten, veredelte der Künstler von Zerfall beschädigte Objekte, Figuren und Vogelpräparate mit Glanz und Glitter aus Glas, aber auch echten Juwelen und Fundstücken. Motive dieser Plastiken finden gleichzeitig Eingang in das grafische und malerische Werk Leherbs.

„Der grosse Magier“ mit seiner traumverwandten Ikonographie ist als charakteristische Aussage Leherbs ein deutliches Bekenntnis zur Bildsprache der Surrealisten. Mit den irritierenden Traumbildern verbinden sich eigene Gefühle, Gesellschaftskritik und Warnung.
In unbelebter Landschaft hält der mit Talismanen behangene und mit Vogelmaske verdeckte Magier das Skelett eines Kindes während auf der mittleren Bildebene ein gehäuteter Mensch eine zerrissene amerikanische Flagge unter dem Schein des Mondes am nächtlichen Himmel in Flammen setzt. Eine weiße Taube als Friedensbringer nähert sich dem Kopf des Magiers und stellt einen vertrauten Hoffnungsschimmer inmitten der die zeitgenössische Weltpolitik mit ihrem rasanten Fortschritt und ihrer kriegerischen Unmenschlichkeit ansprechenden Symbolik dar. (Claudia Lehner-Jobst)