Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0851

Peter Proksch*

(Wien 1935 - 2012 Wolkersdorf)

„Die Musen des Toth“
1987
Harzöl, Eitempera auf Leinen auf Holzfaser; gerahmt
35 x 78,5 cm (Ausschn.)
Signiert und datiert rechts unten: Proksch 87

Provenienz

2010 im Auktionshaus im Kinsky Wien erworben, 78. Auktion (lot 503);
seither europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 13.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die ersten Mitglieder der „Wiener Schule des phantastischen Realismus“ beschäftigten sich– jeder auf die seine Weise – mit symbolischen, surrealistischen und mythischen Elementen, beeinflusst von ihrem Lehrer und Mentor Albert Paris Gütersloh. Außerdem verband sie die Verwendung alter Techniken, wie der Lasur und dem Tafelbild. Träume, Märchen, Magie, Verweise auf Sagen, Mythen und alte Symbole, Schönes wie Groteskes bildeten ihre Formensprache.
Auch Peter Proksch bediente sich in seiner Malerei dieser Inhalte, er interessierte sich dabei aber besonders für Mythen und Sagen sowie religiöse wie auch esoterische Symbolik. Die Anfänge der menschlichen Kultur, in denen magische Abläufe und Riten Leben und Handlung der Menschen bestimmten, faszinierten ihn, er las alte Texte und griff in seinen Bildern auf ein reiches Repertoire an Tieren und Gestalten aus der griechischen und ägyptischen Mythologie zurück, deren Geschichten er in märchenhaften Gärten und Landschaften schildert. Seine Bildsprache ist inhaltlich stark in der Psychologie verwurzelt, eine Sehnsucht nach den archaischen Urkräften und Geheimnissen prägt seine Werke, verbunden mit der Liebe zur feinen, akkuraten Malerei wie sie von den alten Meistern angewendet wurde. Zudem prägte wohl auch die Zeit die Motivwahl der phantastischen Realisten: Die New Age- und Hippie-Bewegung der sechziger bis achtziger Jahre beschäftigte sich zum Teil intensiv mit Okkultismus bzw Esoterik. Aus diesem Umfeld dürfte auch der Titel dieses Werkes herstammen: Toth, in der ägyptischen Mythologie der ibisköpfige oder paviangestaltige Gott des Mondes, der Magie, der Wissenschaft und auch der Schreiber, gilt in der esoterischen Bewegung als ein atlantischer Priesterkönig, der nach dem Untergang des Mutterlandes eine Kolonie im alten Ägypten gründete und als der wahre Erbauer der Cheops-Pyramide gilt. Proksch nimmt in diesem Werk aber auch Anleihen aus der griechischen Mythologie: Die drei Musen mit ihren Attributen weisen eine deutliche Ähnlichkeit zu den Göttinnen Hera, Palas Athene und Aphrodite auf, die zu dritt im berühmten „Urteil des Paris“ vielfach von verschiedensten Meistern der Kunstgeschichte dargestellt wurden. Pfau und Eule entsprechen auch den Vögeln der Hera und Athene, der Adler, den die dritte Muse trägt, ist in der Mythologie das Tier des Göttervaters Zeus, hat aber auch als Attribut Odins und des Evangelisten Johannes Bedeutung und gilt in der Esoterik als ein „Kraft-Tier“. Proksch bedient sich also der Symbolik verschiedener Mythologien und mischt diese. (Ina Waldstein)