Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0804

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„Klippe in Griechenland“
1995
Öl auf Leinwand; gerahmt
86 x 100 cm
Rückseitig signiert und datiert: Grabmayr 95

Provenienz

Ende der 1990er Jahre direkt beim Künstler erworben;
seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 12.000 - 20.000
Ergebnis: € 25.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Auf den ersten Blick erscheint Franz Grabmayrs „Klippe in Griechenland“ als eine pulsierende, eruptive Farbmasse, ein durch seine Materialpräsenz den Betrachter vereinnahmendes abstrakt-expressives Reliefbild. Mit etwas Distanz zum Gemälde lässt der kompositorische Dreiklang Farbe, Formgebung und Malspur den Wirklichkeitsbezug erkennen, welcher bereits im Titel verankert ist.
Nach eingehender Betrachtung und dem Sich-Einlassen auf Farb- und Formvolumina treten differenzierte landschaftliche Charakteristika zunehmend deutlicher hervor. Der Sehsinn gewöhnt sich an die Lebendigkeit der Materialmasse und beginnt die inhaltlich-formalen und die haptischen landschaftlichen Gegebenheiten zu erfassen. „Das Bild ist selbst eine Landschaft“, bringt Robert Fleck die Bildkompositionen Grabmayrs auf einen gemeinsamen Nenner. (Robert Fleck in: Franz Grabmayr. Feuerbilder/ Tanzblätter/ Materialbilder, Köln 2017, S. 7)

Die Malerei des herausragenden, 2015 verstorbenen österreichischen Künstlers ist geprägt durch das unmittelbare Naturerlebnis. Nachdem sich Grabmayr lange Zeit der Betrachtung und der emotionalen Einverleibung des Motivs gewidmet hat, überträgt er seine Naturerfahrung kraftvoll auf die Leinwand, ohne dabei die Eigenschaften der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde außer Acht zu lassen. Der in unterschiedlichen Blautönen und mit Weiß-Akzenten gemalte und gespachtelte Himmel wirkt luftig und vibrierend. Aus erdigen und leuchtenden Farbpigmenten erschafft Grabmayr eine farblich und formal ausgewogene Felsformation, die, in Licht und Schatten getaucht, sich im türkisen Wasser spiegelt. Massiv und unmittelbar bäumt sich der den zentralen Bildraum einnehmende Körper vor uns auf, ohne seine tatsächliche Größe preiszugeben, die wir, ob fehlender Anhaltspunkte in der Küstenumgebung, nicht zu fassen imstande sind. Hier findet sich jene pyramidenartige Hügelform wieder, die bereits Grabmayrs berühmte Waldviertler „Kornmandlbilder“ aus den 1970er Jahren prägen und welche sich auch in den späteren Bildern der „Kleehäusl“ zeigt.
Flache, sanfte Wellen und Gischt umspülen die Klippe. Der dargestellte Moment weckt Erinnerungen an einen Mittelmeerurlaub: Eine erfrischend-kühle Brise wehte über die Meeresoberfläche hinweg und hinterließ eine gleichmäßige Wellenstruktur.

„Klippe in Griechenland“ entsteht während eines Aufenthaltes auf der Mani, einem südlichen Landstrich der Halbinsel Peloponnes. Dorthin verschlägt es 1995 Franz Grabmayr und seine Frau auf der Suche nach einem Atelier in Griechenland. Nachdem Grabmayr 1993 einen 20 Jahre lang als Wohn- und Atelierstätte genutzten Vierkanthof im Waldviertel aufgeben muss, erfolgen Reisen in den Süden, um das warme Licht für die Malerei zu nutzen. Es geht in die Heimat Kärnten, nach Italien und nach Griechenland, bevor der Künstler 1997 wieder ins Waldviertel zurückkehrt. (Vgl. hierzu: Robert Fleck und Caro Wiesauer: Franz Grabmayr. Feuerbilder/ Tanzblätter/ Materialbilder, Köln 2017, S. 176) (Isabell Kneidinger)