Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

20. Juni 2018, 18:00 Uhr

0831

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Rot und Violett - Solitude IV“
1965
Öl auf Leinwand; gerahmt
70 × 100,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: Prachensky 65
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Markus Prachensky, 1965, Rot und Violett - Solitude IV, 1965

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 35.000 - 55.000
Auktion ist beendet.

In den in ihrer Radikalität beeindruckenden Malaktionen „Peinture Liquide“ 1959/1960 im Theater am Fleischmarkt in Wien und in Aschaffenburg und mit einer weiteren in der Galerie St. Stephan 1960, tritt die Farbe Rot in den Mittelpunkt des Schaffens Markus Prachenskys. Die radikale Beschränkung auf eine Farbe und seine formal auf die Gestik reduzierten Kompositionen finden zu der Zeit in Deutschland eher verständnisvolle Aufnahme als in Österreich, wo man ihm diese Kompromisslosigkeit und Radikalität zum Vorwurf macht. So ist es kein Zufall, dass sich der Maler auf der Suche nach einer künstlerischen Heimat auf Wanderschaft begibt. Er arbeitet in Ateliers in Aschaffenburg, Karlsruhe, Berlin und Stuttgart, um dazwischen immer wieder nach Wien zurückzukehren. Die Namen seiner Stationen spiegeln sich in den Titeln der in diesen Jahren entstandenen Serien wieder.

1963 schleicht sich in der Werkfolge Berlin auf einmal die Farbe Blau ins Bild und Prachensky weicht von der Fixierung auf die Farbe Rot ab. In den danach entstandenen Solitude-Bildern kommen weitere Farbtöne hinzu: ein kräftiges Grün, ein intensives Violett und tiefes Blau, die als horizontal ins Bild gesetzte Farbflächen mit roten skripturalen Elementen kontrastieren. Zwei Jahre lang wird sich Markus Prachensky mit dieser Kombination aus bewegter in den Vordergrund drängender Form und intensiv in die Tiefe verweisenden Farbflächen beschäftigen. Mag der Titel „Solitude“ (französisch für Einsamkeit) ein wenig auf die Situation des Künstlers verweisen, der sich zu der Zeit entwurzelt vorgekommen sein mag, so bezeichnet er doch auch einen Ort. In den Jahren 1964 und 1965 hatte er die Möglichkeit, Räumlichkeiten in einem Nebengebäude des Schlosses Solitude in Stuttgart als Atelier zu nutzen. Das damals noch stark renovierungsbedürftige Ensemble wurde von Künstlern verschiedenster Richtungen, Malern, Architekten und Musikern, genutzt und beherbergt auch heute noch eine Kunstakademie.

Die Weiterentwicklung im Schaffen Markus Prachenskys wird auch von der österreichischen Kunstrezension wohlwollend aufgenommen. Die neue, weitaus aufgeschlossenere Kritikergeneration mit Kristian Sotriffer und Otto Breicha, erkennen den Zugewinn „neuer gestalterischer Bereiche“ (Markus Prachensky. Eine Retrospektive. Ausstellungskatalog, Österreichische Galerie Belvedere, Oberes Belvedere, Wien 2002, S. 68). Die unteren, sich vom weißen Grund deutlich abhebenden Formen bilden gleichsam das Fundament wobei sie in ihrer durchscheinenden, leichten Farbigkeit im Kontrast zum dunklen Farbblock darüber stehen. Die Serie „Solitude“ markiert in ihrer architektonischen Geschlossenheit, gepaart mit dem scheinbar spontan gesetzten Pinselduktus einen Wendepunkt im Schaffen Markus Prachenskys, welcher erst die Weiterentwicklung der Folgejahre ermöglicht. Insofern kann man die Bedeutung dieser Werkfolge nicht genug betonen. (Sophie Cieslar)