Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

19. Juni 2018, 18:00 Uhr

0343

Artur Nikodem

(Trient 1870 - 1940 Innsbruck)

„Stillleben in roten Blumen“
1921
Öl auf Karton
53,5 x 58,5 cm
Signiert und datiert links unten: A. Nikodem 1921
Rückseitig nummeriert, datiert, signiert und bezeichnet: No 405 / 1920 / Artur Nikodem / Innsbruck Tirol / Stilleben in roten Blumen / Jänner 1920 / Firnissen mit Weimar / Feigenmilch / Schellack

Provenienz

österreichischer Privatbesitz;
Auktionshaus im Kinsky, 14. 10. 2008, Nr. 319;
europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 35.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Artur Nikodem wurde im Jahr 1870 in Trient geboren. Als Sohn eines österreichischen Offiziers und einer venezianischen Adeligen fand er mit seiner Entscheidung, ab 1888 die Akademie der bildenden Künste in München zu besuchen, keinen Anklang. Er nahm Unterricht bei Franz von Defregger und Wilhelm von Kaulbach, doch vor allem studierte er die alten Meister in der Glyptothek und der Pinakothek. Nikodem verbrachte einige Jahre in Florenz und während seiner Zeit bei der Marine lernte er den Mittelmeerraum und Ägypten kennen. Im Jahr 1892 besuchte er außerdem Paris - die aktuellen Strömungen der Bildenden Kunst und die neuen Möglichkeiten der künstlerischen Freiheit begeisterten ihn binnen kurzer Zeit. In Paris beeindruckten ihn die Werke von Paul Cézanne und Auguste Rodin. Auch das dekorative Element der sezessionistischen Kunst spielte bei Nikodem ab 1913 eine zunehmend wichtigere Rolle.
Nach dem Tod seines Vaters 1893 ging Nikodem nach Meran und trat dort in den Postdienst ein, dieser Beschäftigung ging er 14 Jahre nach. Dann im Jahr 1908 zog er gemeinsam mit Sohn und Frau nach Innsbruck. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges, der wie ein Donnerschlag die Donaumonarchie erschütterte, wurde Nikodem zwar zunächst nicht einberufen, doch der harte Winter und der fortwährende Verlust von Freunden und Bekannten schlugen dem passionierten Künstler auf das Gemüt. In seinem Tagebuch im April 1914 hielt er fest: „Jedes Bild ist der Spiegelspruch des jeweiligen Seelenzustandes. Das ist ein Naturgesetz. Da bricht jedes Wollen und jede Gewalttat daran. Ist die Stimmung falsch oder trüb, so ist es auch das Bild“ (vgl. Jestl-Horngacher (Diss.) 2003, S. 33). Im Mai wurde auch Nikodem in den Kriegsdienst berufen. Er trat seinen Dienst in der Telegrafenabteilung in Sofia an. Aufgrund seiner guten Verdienste wurde er in die Türkei versetzt. Dort von den Gräuel der Ostfront verschont, bot sich ihm die einmalige Gelegenheit den Orient kennen zu lernen. Diese der eigenen so fremde Kultur zog ihn in ihren Bann und er verstand es meisterhaft, diese Eindrücke in seine Kunst einfließen zu lassen.

Das Stillleben in roten Blumen gehört in die Schaffensphase von Nikodem, in welcher er sich, nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg, von seinem bisherigen Leben trennt und seine streng geordnete Existenz hinter sich lässt. Nikodem löst sich ebenso von seinen teils düsteren Sujets und Stimmungen und entwickelt sich zu einem Malstil mit farbintensiven expressiven Ölbildern. Ab 1919 entstehen so farbkräftige Werke mit Darstellungen des menschlichen Körpers beim Tanz und überlebensgroße Blumenbilder. Mit der Liebesbeziehung zu der 30 Jahre jüngeren Gunda Marie Wiese hält auch eine sexuelle Energie in seinen Bildern Einzug. Die Schönheit der Natur und besonders die der Blumen und Blüten erhalten durch die neue Liebesbeziehung eine erotische Bedeutung. Eine neue Grundstimmung prägt die Bilder der frühen 1920er Jahre, die durchwegs positiv ist und von Nikodems Zeitgenossen wahrgenommen und honoriert wird. (Anna Katharina Erdkamp)