Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0650

Oskar E. Höfinger*

(Golling 1935)

„Folies Bergère "Golden Series"“
Entwurf 1960
Bronze, poliert; Auflage: VII/VII
H. 172 cm
Signiert und datiert auf der Plinthe unten: Oskar Höfinger, 1960

Provenienz

Privatsammlung, Wien

Literatur

Oskar Höfinger. Über dem Horizont. Skulpturen und Zeichnungen. Johann Trippolt (Hg.), Schruns 2009, Abb. o.S.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 52.800 (inkl. Gebühren)

Oskar E. Höfinger studierte nach einer profunden materialbezogenen Ausbildung im Bereich der Bildhauerei seit 1956 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, von 1959 bis 1961 bei Fritz Wotruba (1907-1975). Monumentalität und abstrahierte formale Prägnanz als Ausdrucksmittel entwickelte Höfinger aus der einflussreichen Schule Wotrubas für seine Arbeiten weiter. Das Modell der Skulptur „Folies Bergère“ entstand während seiner Zeit an der Akademie und bezieht sich auf das figürliche und ornamentale Relief von 1929 über dem Eingang des legendären Varietés Folies Bergère in Paris, das eine Tänzerin in der dynamischen Ästhetik des Art Déco darstellt. Gerade in den Goldenen Zwanziger Jahren waren die Revuen als große Spektakel inszeniert, kunstvolle Tabubrüche gehörten zum gefeierten Repertoire.

Höfingers frühe figürliche Arbeiten, wie der „Stehende Frauenakt“ (1954) mit seiner klassischen Anmutung in der Art Aristide Maillols werden kurze Zeit später zu „kristallinen“ Strukturen kompakt verarbeitet. In ihrer Haltung ähnlich, ist die Figur „Folies Bergère“ ein in sich geschlossenes Wesen. Während sein Lehrer Wotruba die Bewegung nicht als Kriterium seines allgemeingültigen Menschenbildes thematisierte, entscheidet sich Höfinger oft für musikalische, tänzerische Sujets, die er in Stein, Holz und Bronze ausführt. Bronze ist für den Bildhauer ein wesentliches Material für seine Arbeit, indem sie in der Lage ist, zu schwerelosen Formen gegossen ihre Eigenschaft der materiellen Schwere zu überwinden.

Auch die „Folies Bergère“ von Oskar E. Höfinger wurde in verschiedenen Materialien und Oberflächen ausgeführt, wie eine Ausformung in patinierter Bronze auf Holzsockel (Auktionshaus im Kinsky, 15. April 2008, Lot 406). Wirkung und Dynamik variieren mit der äußeren Gestaltung. Die Ursprünge seiner Inspiration erschließen sich über die formale Entwicklung, reichen zum Menschenbild des Expressionismus eines Rudolf Belling oder Alexander Archipenko, zu Anton Hanak und den Lehrer Fritz Wotruba. Höfingers Variante der „Golden Series“ repräsentiert jedoch einen weiteren Aspekt, den glanzvollen Kontext des Lebensgefühls im Paris der Zwischenkriegszeit. Die polierte Oberfläche und die bewegten Spiegelungen der weniger blockhaft als kristallin reduzierten Auffassung des Aktes erzielen jene Aufhebung der Statik, wie Höfinger sie zu seinem Ziel erklärt. (Claudia Lehner-Jobst)