Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Dezember 2017, 18:00 Uhr

0658

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„Apparition“
1964
PVC auf Leinwand; ungerahmt
92 x 65 cm
Rückseitig bezeichnet, signiert und datiert: "Apparition", Bischoffshausen, 1964

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Der maßangefertigte Rahmen kann um EUR 500 erworben werden!

Schätzpreis: € 45.000 - 90.000

Um die Mitte der 1960er Jahre schuf Hans Bischoffshausen mehrere Zyklen weißer Arbeiten, die mit einer Verbindung aus Monochromie, Struktur und Licht als äußerste Reduktion malerischer und plastischer Mittel experimentierten: „Ein Aspekt der Auflösung des traditionellen Tafelbildes liegt im Ausloten der Grenzen der Sichtbarkeit.“ (Arnulf Rohsmann, Struktur-Monochromie-Reduktion. Bischoffshausen, Klagenfurt 1991, S. 114).

In der vorliegenden „Apparition“ (Erscheinung) entsteht eine räumliche Illusion, durch von fiktivem Finger auf der Leinwand nach oben geschobenen Rillen, die sich im unteren Bilddrittel wie zu einem Horizont glätten. Darüber ragt aus dem rechten Bildrand eine Reihe unterschiedlich großer Kreise, zur Bildmitte scheinbar im Dunst des Horizonts schwindend. Beide Elemente, Rillen und Kreise, finden sich im Werk Bischoffshausens in unterschiedlichen oder ähnlichen Zusammenhängen wieder. Ebenfalls 1964 datiert „Stratification de l´espace“, die Schichtung des Raumes, gleichermaßen aus jenen gewölbten und im Horizont geglätteten Rillen bestehend. Den „Espace“-Zyklus markieren auch erhabene Kreise, wie zu einem Konglomerat gedrängt, beispielsweise als „Deux unités d´espace comprimé“ von 1964 (Im Kinsky, 16. Mai 2006, Lot 225).
Ebenso formen diese Elemente mehrere „Apparitions“, ein Thema, das Bischoffhausen über Jahre entwickelte (s. Lot 677 in dieser Auktion). Kreise und Linien als Darstellungsmittel der Geometrie werden in Reliefs mit bewusst eingesetzter künstlerischer Handschrift gegen den Anspruch auf ebenmäßige Ausführung zu flirrenden Erscheinungen, die dem sich wandelnden Licht entsprechend mehr oder weniger wahrnehmbar sind. Diese frühe „Apparition“ führt den neuen Zugang Hans Bischoffshausens vor Augen, den er in Italien und Paris durch die intensive Auseinandersetzung und Freundschaft mit Künstlern wie Lucio Fontana (1899–1968) und Yves Klein (1928–1962) sowie Bewegungen wie der Gruppe ZERO entfalten konnte. Bischoffshausen war damit in erster Reihe an der Erneuerung des Kunstbegriffs beteiligt, dem die Läuterung durch äußerstes Minimieren der Mittel Voraussetzung war. Das „Nichts“ birgt Freiheit, auch im Auflösen der traditionellen Gattungsgrenzen. Bischoffshausen zählt damit zweifellos zu den wichtigsten Künstlern der österreichischen und internationalen Avantgarde der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. (Claudia Lehner-Jobst)